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Zum Thema Prognose

Bibliographic data

Works

Document type:
Works
Collection:
Josef Steindl Collection
Title:
Zum Thema Prognose
Author:
Steindl, Josef
Scope:
Typoskript, 3 Blätter
Year of publication:
1992
Language:
German
Description:
Man müßte sich zunächst einmal fragen, inwieweit die Dinge überhaupt prognostizierbar, anders ausgedrückt, inwieweit sie determiniert sind. Man kann davon ausgehen, daß die makroökonomischen Variablen von unterschiedlichem Härtegrad sind; Härte bedeutet dabei Unempfindlichkeit gegenüber Änderungen anderer Variablen. Dabei ist diese Härte naturgemäß eine Funktion der Zeit: Das heißt, eine zunächst harte Variable weicht sich im Verlauf der Zeit immer mehr auf, so daß sie als hart nur innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts bezeichnet werden kann. (Auszug, S. 2)
Subject:
Wirtschaft Prognose Wirtschaftspolitik
Note:
Die vorliegende Niederschrift wurde vermutlich als Vortragstext verfasst.
Topic:
Economic history,economic theory,current developments
JEL Classification:
E17 [General Aggregative Models: Forecasting and Simulation: Models and Applications]
Shelfmark:
S/M.77.8
Rights of use:
All rights reserved
Access:
Free access

Full text

ZUM THEMA PROGNOSE 
Zu Beginn möchte ich eine Bemerkung über die Funktion der Prognose im 
Rahmen unserer Wirtschaftspolitik machen. Man kann sich auf den 
Standpunkt stellen -den ich teile - daß es sich bei dieser Prozedur genau 
genommen nicht um eine Prognose handelt, sondern um eine Koordination der 
Erwartungen der verschiedenen Kommandostellen und Stäbe, die die 
Wirtschaftspolitik bestimmen. Daß eine solche Koordination tatsächlich 
eine Rolle - und zwar eine positive - bei der Durchführung unserer 
Konsenspolitik spielt, ist, glaube ich, ohne weiters einsichtig im Falle 
der Preise und Löhne. Das mag auch damit Zusammenhängen, daß die Prognose 
(im eigentlichen Sinn) auf diesem Gebiet eindeutig erfolgreich ist. Die 
Koordination zwischen den Absichten der Sozialpartner und zwischen diesen 
und der Geld-und Währungspolitik ist in der Tat ein Kernpunkt des Erfolgs 
auf diesem Gebiet der kurzfristigen Politik gewesen. 
Nicht ganz so überzeugend scheint die Sache auf anderen Gebieten zu 
liegen, etwa bei den Investitionen. Wirkt es stabilisierend wenn die 
Leute ihre Erwartungen in Bezug auf den Verlauf der Investitionen 
koordinieren? Man möchte denken, daß die Zusammenballung der 
Investitionen im Boom und die Lethargie in der Depression etwas mit 
Nachahmung oder Ansteckung zu tun haben. Man denkt hier auch an die oft 
pro-zyklische Investitionspolitik der öffentlichen Hand, soweit es sich 
um die Gebiets-Körperschaften handelt. Es hängt hier wahrscheinlich 
vieles vom Verständnis und Bewußtsein der Partner in diesem Kreise ab. 
Die erwähnten Bedenken erscheinen freilich überflüssig, wenn man bedenkt, 
daß die Investoren, private und viele öffentliche, ja in dem 
Prognosekreis nicht vertreten sind, was aber heißt daß die 
Koordinationsfunktion auf diesem Gebiet gar nicht Platz greifen kann. 
Ähnliche Zweifel bezüglich der Wünschbarkeit der Koordination- vielleicht 
noch stärkere - wie bei der Investition ergeben sich auf dem Gebiete der 
finanziellen Märkte. Eine Koordination der Erwartungen wird prima facie 
kaum als stabilisierend anzusehen sein, vielmehr im Gegenteil. Wenn alle 
an Boom oder Hausse bei Wertpapieren oder Devisen glauben, macht das 
wohl ein Gleichgewicht unmöglich. Wenn ich diese Zweifel zur Sprache 
bringe so geschieht das sozusagen contre coeur, denn ich sympathisiere im 
allgemeinen mit der Koordinationsfunktion der Prognose. 
Nichtsdestoweniger kann man auch von diesem Standpunkt nicht leugnen daß 
die Koordination der Erwartungen einen rationalen Kern hat, das heißt, 
daß sie auf Elementen einer wirklichen Prognose beruht. Auf sie muß also 
im folgenden eingegangen werden. Die kurzfristige Prognose ist von 
vornherein dadurch belastet, daß zu hohe Ansprüche an sie gestellt werden 
bzw. zu viel von ihr erwartet wird. Zu dieser Haltung haben die Ökonomen 
selbst nicht wenig beigetragen, jedenfalls dadurch daß sie die begrenzten 
Möglichkeiten der Voraussicht nicht genügend betont haben. Die Optik der 
Prognose wird auch dadurch beeinflußt, daß fast nur Wachstumsraten 
angegeben werden; die Prognose bezieht sich aber eigentlich auf das ganze 
BNP und ein Fehler von einem Prozent gewinnt eine andere Bedeutung wenn 
man sich das vor Augen hält. 
Es wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Verwaltung eindeutige 
Prognosen verlangt, etwa um ein Budget aufstellen zu können, oder daß 
Politiker sich auf bestimmte Vorgaben für zukünftige Budgetdefizite 
geeinigt haben. Sie haben sich vermutlich dabei auf die Annahme gestützt, 
daß die Ökonomen ihnen die Prognosen liefern werden. Aber die Aufgabe des 
Instituts sollte es eher sein, die Politiker vor trügerischen Illusionen 
zu warnen als sie darin zu unterstützen. 
Mehr als alles andere aber provoziert die Prognose die Kritik des 
berufsmäßigen Ökonomen. Es mangelt ihr an adequaten theoretischen 
Grundlagen und an Transparenz. Sie erinnern in dieser Hinsicht etwas an 
die diversen Prognosen kommerziell orientierter Institute, die ihrer 
Begründung und eigentlichen Bededeutung nach undurchsichtig sind. Den
	        

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Steindl, J. (1992). Zum Thema Prognose.
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