Department of Economics
CLARK UMVERSITY
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9. Juni 83
Lieber Herr Rothschild!
Riesen Berief hätte ich viel lieber s^chon vor 3 Monaten geschrieben} ihn
zu schreiben wurde von Woche zu Woche schwieriger.
Ich beginne eiitenal mit den schlechten Nachrichten. Nachdem ich Mitte Peber
auf gegeben hsUie, die zugesagten Berechnungen aus Linz zu bekommen, ver
suchte ich seit dieser Zeit, Programme und Baten nach den USA zugeschickt
zu erhalten. Mitte April gingen mir die Programme zu (4 Maschinschreibseiten!),
heute traf das Datenband ein, das Gottseidank auf der hiesigen etwas exotischen
Anlage ohne Probleme gelesen werden konnte. Nun s v te^hen mir also Schätzungen
und Iterationen bevor, dann 'noch das Schreiben dieses letzten empirischen
Kapitels (sowie der einleitenden Zusammenfassung). Alles andere liegt bereits
se^i.t Anfang März als reingetipptes Manuskript vor. Da die Daten bereits ana-
lysie, ,rt und aufbereitet sind und ich sie für ähnliche Berechnungen bereits
verwendet habe, bin ich ganz sicher, in kürzester Zeit (einige Wochen) brauch
bare Ergebnisse und damit das letzte Kapitel fertig zu haben.
Es war ein fürchterliches Gefühl, in totaler Abhängigkeit und ziemlicher Hilf
losigkeit hier zu warten. Wieso es erst nach einigen Telefonaten von mir ging,
wird mir wohl ein Rätsel bleiben.
Dabei hätt^e ich ausreichend Zeit gehabt, auch ist die Arbeitsatmosphäre recht
angenehm. In den beiden Einführungsvorlesungen hatte ich je 30 Studenten, die
hauptsächlichsten Beschwerden bezogen sich auf meine zu strenge Benotung. In
der Oesterreich-Vorlesung entwickelte s k ich mit den 10 Studenten eine recht
angenehme Zusammenarbe.it. Leider war die Lehrveranstaltung ein wenig unausge-
wog^en, im ersten Teil (historisch) etwas zu langatmig, verbal, dafür war die
zweite Hälfte über die Wirtschaftspolitik ab etwa i960 zu analytisch. Zumin
dest ich habe einiges gelernt.
In der zweiten Maihälfte nahm ich an einem Symposium über ''Regions and Regionalism
in Austria" am Center for Austrian Studies an der University of Minnesota,
Minne,_apolis, teil.(Pulbright zahlte meinen Plug, das Center meinen Aufenthalt.)
Der Bogen war weit gespannt; Politik(Wissenschaft), Soziologie, Oekonomie,
Literatur, Kunstgeschichte. An bekannten Oesterreichern sind LH Krainer,
der Österreichische Botschafter s^owie Prof- Streissler (aus Kalifornien einge
flogen) zu nennen. Es war-mässig interessant, beeindruckend allerdings die
Uni für ca. 40.000 Studenten!
Bei einer kleinen Reise nach Toronto und Buffalo habe ich einige meiner
frühere^n Professoren besucht, vor allem Murray Brown, wo Beatrice und ich
gastlich aufgenoramen wurden, überhaupt glaube ich, dass meine Tochter von
diesem Aufenthalt am meisten profitiert. Sie besucht hier die Volksschule,
im "Kindergarten", einer Vors^, chulklasse für 5-6 Jährige. Ihr Englisch ist
natürlich nahezu akzentfrei. Aber auch Clemens' Wortschatz ist im Englischen
doppelt so gross wie im Deutschen.