kann Rothschild daher als Generalist im doppelten Sinn bezeichnet werden -
einerseits innerhalb der Ökonomie, andererseits durch seinen Anspruch, in
größeren Zusammenhängen zu denken, der ihn stets veranlaßt, Erkenntnisse
anderer Wissenschaften einzubeziehen.
Rothschilds Arbeiten zeichnen sich weiters dadurch aus, daß er zum einen das
herrschende neo-klassische Paradigma differenziert und fundiert kritisiert, er sich
andererseits jedoch der Methoden der ‘mainstream economics’ bedient und sie mit
nicht-orthodoxen und auch nicht-ökonomischen Hypothesen verbindet. Originalität
und Relevanz der Fragestellung, Einbeziehung der institutionellen Dimension in die
theoretische Analyse, Berücksichtigung der Aussagen anderer
Sozialwissenschaften, sorgfältige Empirie und wirtschaftspolitische Relevanz sowie
pointierte klare Formulierungen sind wesentliche Charakteristika von Rothschilds
Beiträgen.
Sein Wirken an der Universität Linz während der wichtigen Gründerjahre dieser
Institution hat zweifellos das Institut für Volkswirtschaftslehre grundlegend geprägt
und zu dessen wissenschaftlicher Wertschätzung über die Grenzen Österreichs
hinaus wesentlich beigetragen. Sicherlich wurde eine Generation von
Absolventinnen durch seine Persönlichkeit beeinflußt. Aber auch an der Sozial- und
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät hat er die inhaltliche Entwicklung und das
Diskussionsklima entscheidend mitgestaltet.
Als Anerkennung dieses Wirkens und als kleiner Dank soll einmal im Jahr eine
herausragende Persönlichkeit, vorzugsweise aus dem Gebiet
Wirtschaftswissenschaften, zu einem Vortrag eingeladen werden. Als
Einladungskriterium soll vor allem das Gesamtwerk dieser Person dienen, das als
„im Sinne oder im Geiste Rothschilds“ bezeichnet werden kann. Eine
Veröffentlichung der Vorträge ist beabsichtigt.
Reiner Buchegger, Martin Riese, Doris Weichselbaumer
November 1997