Full text: Brief von Reiner Buchegger an Kurt Rothschild

kann Rothschild daher als Generalist im doppelten Sinn bezeichnet werden - 
einerseits innerhalb der Ökonomie, andererseits durch seinen Anspruch, in 
größeren Zusammenhängen zu denken, der ihn stets veranlaßt, Erkenntnisse 
anderer Wissenschaften einzubeziehen. 
Rothschilds Arbeiten zeichnen sich weiters dadurch aus, daß er zum einen das 
herrschende neo-klassische Paradigma differenziert und fundiert kritisiert, er sich 
andererseits jedoch der Methoden der ‘mainstream economics’ bedient und sie mit 
nicht-orthodoxen und auch nicht-ökonomischen Hypothesen verbindet. Originalität 
und Relevanz der Fragestellung, Einbeziehung der institutionellen Dimension in die 
theoretische Analyse, Berücksichtigung der Aussagen anderer 
Sozialwissenschaften, sorgfältige Empirie und wirtschaftspolitische Relevanz sowie 
pointierte klare Formulierungen sind wesentliche Charakteristika von Rothschilds 
Beiträgen. 
Sein Wirken an der Universität Linz während der wichtigen Gründerjahre dieser 
Institution hat zweifellos das Institut für Volkswirtschaftslehre grundlegend geprägt 
und zu dessen wissenschaftlicher Wertschätzung über die Grenzen Österreichs 
hinaus wesentlich beigetragen. Sicherlich wurde eine Generation von 
Absolventinnen durch seine Persönlichkeit beeinflußt. Aber auch an der Sozial- und 
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät hat er die inhaltliche Entwicklung und das 
Diskussionsklima entscheidend mitgestaltet. 
Als Anerkennung dieses Wirkens und als kleiner Dank soll einmal im Jahr eine 
herausragende Persönlichkeit, vorzugsweise aus dem Gebiet 
Wirtschaftswissenschaften, zu einem Vortrag eingeladen werden. Als 
Einladungskriterium soll vor allem das Gesamtwerk dieser Person dienen, das als 
„im Sinne oder im Geiste Rothschilds“ bezeichnet werden kann. Eine 
Veröffentlichung der Vorträge ist beabsichtigt. 
Reiner Buchegger, Martin Riese, Doris Weichselbaumer 
November 1997
	        
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