INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
DER UNIVERSITÄT WIEN
Helga Duda/Ernst Fehr
A-1090 WIEN, 6.8.86
Liechtensteinstraße 13
Tel.: 317193, 317194
Herrn
Prof. K. Rothschild
Döblinger Hauptstr. 77a
1190 Wien
Lieber Professor Rothschild!
Wir haben uns sehr über Ihr Interesse und Ihre Anmerkungen zu unserem
Aufsatz gefreut. Wir möchten noch einige Bemerkungen zu Ihrem
Kommentar machen.
Was das Problem präziser Machtdefinitionen angeht, so sind wir uns
der Tatsache bewußt, daß es einen Trade-off zwischen Präzision und
Relevanz gibt und daß nicht alle Machtphänomene mit unserem Begriff
erfaßt werden können. Wir glauben, aber, daß unser Machtbegriff für
unsere Fragestellung (Macht auf atomistischen Arbeitsmärkten) schon
geeignet ist.
Da wir uns vor allem (in diesem Beitrag) für atomistische Arbeits
märkte interessieren, ergibt sich quasi "natürlich", daß das Walras-
Gleichgewicht ein Kandidat für einen Zustand ist, in dem keine Macht
existiert. Im übrigen sind wir in diesem Punkt auch durch Ihre Ein
leitung zu Rothschild 1971 (Penguin Books) inspiriert worden. Aus
unserer Definition von Macht mittels des Konzepts der indirekten
Nutzenfunktion ergab sich dann, daß ein Walras-Gleichgewicht ohne
externe Effekte machtfrei ist (nicht weil dieses Gleichgewicht
Pareto-optimal ist). Damit können wir dann auch die kontrafaktische
Handlung der Individuen theoretisch bestimmen.
Es ist unseres Erachtens ein Trugschluß, Macht immer nur mit einer
Einschränkung von Handlungsalternativen zu verbinden. Indem der Mächtige
auf Strafen verzichtet und nur mit Belohnungen arbeitet, kann er B
dazu bringen, etwas zu tun, was B sonst nicht getan hätte. Man muß
das Machtproblem zunächst davon trennen, ob die Machtausübung für
B gut oder schlecht ist. Im Falle der Erweiterung der Handlungsmög
lichkeiten von B sollte man nicht von einer größeren Macht des B