Full text: Brief von Helga Duda und Ernst Fehr an Kurt Rothschild

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sprechen, sondern davon, daß B einen größeren Spielraum für seine 
Wahl hat. Macht ist die Möglichkeit zur absichtsvollen Beeinflussung 
des Verhaltens anderer. Wenn B einen größeren Handlungsspielraum 
besitzt, muß er deswegen noch keine Möglichkeit zur Verhaltens 
beeinflussung haben. Auf atomistischen Märkten spricht zunächst ein 
mal sogar sehr viel für diese Vermutung, da es egal ist, mit wem man 
tauscht. 
Bei Abb.1 ist es uns nur darum gegangen,zu illustrieren, daß 
(monopsonistische) Lohnsetzung dan Handlungsspielraum des Arbeiters 
ändert und daß der Unternehmer daher das Niveau von 1 weitgehend 
bestimmen kann. Aber Sie haben recht, wir hätten den Konkurrenz 
lohn explizit als Referenzsituation einführen müssen, um klar heraus 
zuarbeiten, was gemeint ist. 
Interessant ist auch Ihr Hinweis, daß das fundamentalere Machtproblem 
darin besteht, daß die Arbeiter im Kapitalismus "Lohnarbeit" ver 
richten müssen. Das Problem mit diesem - uns sympathischen - Argument 
besteht darin, daß in einem walrasianischen Modell ArbeiterSouveränität 
herrscht und zwar unabhängig von der konkreten Anfangsaustattung der 
Individuen: Gegeben die Technologie und die Anfangsausstattung setzen 
sich die Präferenzen der Individuen sowohl als Konsumenten als auch 
als Arbeiter durch. Die Unternehmung hat nur eine vikarische Funktion. 
Nun ist die walrasianische Modellwelt sicher nicht mit der kapi 
talistischen Realität zu verwechseln - das Hauptideologem konservativer 
Neoklassiker -, aber es hat sich unseres Erachtens als sehr schwierig 
erwiesen herauszufinden, inwiefern kapitalistische Institutionen in 
systematischer und innerhalb dieser Institutionen unheilbarer Weise 
vom walrasianischen Ideal abweichen. Wir sehen unsere Arbeit als einen 
kleinen Beitrag hin zu einer "Theorie systematischer Abweichungen 
vom Walras-Modell" an. Da unser Beitrag partialanalytischer Natur 
ist, sind wir nicht in der Lage, das fundamentale Problem des Zwanges 
zur Lohnarbeit zu untersuchen. Dieser Zwang wird unserer Ansicht nach 
durch das Phänomen der Kreditrationierung, dem vermögenslose Arbeiter 
ausgesetzt sind, hervorgerufen. Sie haben keine andere Wahl, als ihre
	        
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