Full text: Brief von Kurt Rothschild an Ernst Fehr

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36 87 27 
Herrn 
Dr. Ernst Fehr 
Institut für Volkswirtschaftslehre 
Technische Universität Wien 
Argentinierstr. 8 
1040 W i e n 2. August 1986 
Lieber Dr. Fehr, 
Besten Dank für die Zusendung des 
Aufsatzes, den Sie gemeinsam mit Frau Duda verfasst 
haben und den ich anregend und interessant finde. 
Auf Ihren Wunsch, vermittle ich Ihnen hiemit einige 
(unverbindliche) Randbemerkungen. 
Zunächst einmal eine ganz kurze Bemerkung zu 
meiner Einstellung zum Definitionsproblem der Macht. 
Ich plädiere nicht für eine bloss intuitive Definition 
der Macht, wohl aber für eine vage Definition, die an 
den Rändern unscharf ist, einfach deshalb, weil die 
uns meist interessierenden gesellschaftlichen Machtphänomäne 
ebenfalls vage, vielschichtig und kontextbezogen sind. 
Jede präzise Definition der Macht (auch Ihre) ist daher 
gezwungen, vielleicht entscheidende Zusammenhänge aus 
den Augen zu verlieren. Aber das nur so nebenbei. 
Gewisse besondere Schwierigkeiten mit Ihrem 
Machtbegriff in Abschnitt II sehe ich allerdings in der 
engen Beschränkung auf das ideale Walras-Modell als 
Referenz Situation für die Bestimmung kontrafaktischer 
Handlungen. Zunächst allgemein: Wenn Sie auf S.6 (I.Abs.) 
schreiben, dass Macht auch darin besteht, die Menge der 
wählbare Alternativen zu vergrössern , so müssten doch 
dabei einige der alten Alternativen wegfallen. Denn wenn 
der Kreis der Alternativen erweitert wird, so erhöht 
das doch eher die Macht des B, eine ihm genehme Auswahl 
zu treffen. Er wählt eine neue, obwohl ihm die alte 
Alternative noch zur Verfügung steht. Da seine Präferenzen 
unverändert sind, ist er jetzt in jeder Beziehung besser 
dran. Nur wenn man den alten Zustand als ideal ansieht 
(aus welchen Gründen?), könnte man sagen, dass B jetzt 
unter Macht "kontrafaktisch" handelt. 
Dieses Problem wird aktuell in Ihrem Beispiel des 
monopsonistischen (d.H. zur Lohn setzung befähigten) 
Unternehmers auf S. 12/13. Zunächst eine kleine formelle 
Randbemerkung. Sollte es auf S.12 (2.Abs.) nicht besser 
heissen, dass "die Menge der Handungsmögllchkeiten 
des Arbeiters durch die Gerade ky |n Abb.1'' . . gegeben 
ist (statt "durch die Fläche Okyl"), da ja bei gegebenem 
k und w0 die Handlungsmöglichkeiten des Arbeiters nur 
in der Wahl von 1 liegen und alle erreichbaren 1-y Punkte 
auf der obigen Geraden liegen. Aber jetzt zur Sache selbst.
	        
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