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JOHANNES KEPLER UNIVERSITÄT LINZ
INSTITUT FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
1 ABTEILUNG FÜR
ALLGEMEINE WIRTSCHAFTSTHEORIE
Herrn
Prof. Dr. Josef Steindl
A-4040 LINZ-AUHOF
TEL. 0732/2313 81/237
Schwarzhorngasse 10
A-1050 Wien
18.2.1986
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Sehr geehrter Herr SteindlI
Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß Sie auf die Zusendung
meiner Arbeit so schnell reagiert haben; auch auf die positiven
Worte am Anfang Ihres Briefes. Insgesamt stehen Sie meiner Arbeit
eher ablehnend gegenüber. Die meisten Aussagen, die Sie in Ihrem
Brief über das Verhältnis Neoklassik-Sraffa-Marx, über die Sraf-
fianer und über Hahn treffen, kann ich mit Ihnen teilen; sie sind
jedoch - aus meiner Sicht - für eine Kritik meiner Arbeit irrele
vant, da Sie auf Mißverständnissen an der Themenstellung und den
Aussagen meiner Arbeit basieren. Ich versuche das zu zeigen:
1) Ihre Aussage "Ich kann nicht verstehen, warum man zur Unter
suchung der internen Konsistenz einer Theorie andere Theorien
heranziehen muß" ist richtig. Nur: das Thema meiner Arbeit ist
nicht die interne Konsistenz der neoklassischen und Marxschen
Preistheorie per se (in diesem Fall wäre Ihre Aussage als be
gründete Kritik zulässig), sondern jene Kritik, die die Sraffianer
an der formalen Konsistenz der neoklassischen
und Marxschen Theorie vornehmen. Zur Überprüfung der Berechtigung
dieser (und keiner anderen) Kritik muß zwingend der Versuch un
ternommen werden, das Sraffa-Modell mit den beiden anderen Theorien
logisch-formal "aufeinanderzupropfen". Genauer: es muß gezeigt
werden, unter welchen Interpretations-Annahmen eine solche Kop
pelung möglich ist und unter welchen Annahmen nicht. Gelingt eine
solche Koppelung nicht (wie unter einer bestimmten Interpretation
von 'Neoklassik' in Ziffer 67 ausgeführt), dann gibt es kein Mo
dell, in welchem die oben erwähnte Kritik der Sraffianer zeigbar
ist; sie basiert dann auf einem "methodologischen Mißverständnis"
(S. 74 unten).
2) Ihrer Aussage "So scheint mir der so geschaffene Wechselbalg
doch eine fragwürdige Grundlage für irgendeine Beweisführung zu
sein, jedenfalls wenn es sich darum dreht, daß diese beiden Theo
rien, die Sie da aufeinanderpropfen, ja ganz verschiedene Ziele
haben." kann ich dann zustimmen, wenn der Nebensatz betont wird.
Nur: in meiner Arbeit dreht es sich gerade nicht um die ver
schiedenen Ziele der drei Theorien, sondern nur und ausschließlich
um deren logische Struktur. Um diesen Unterschied klar zu betonen,
habe ich ganz am Anfang meiner Arbeit (Ziffer 2) die zu analy-