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sierende Kritik der Sraffianer als interne Kritik definiert.
Alle Ihre Aussagen bezüglich der "Ziele", der "Problematik"
(die Sraffa mit Marx teilt), des "Zeitablaufes", sowie der
"opponierenden Heeresmächte" beziehen sich auf externe Gegeben
heiten der Theorien. Eine solche externe Betrachtungsweise von
Neoklassik, Marx und Sraffa ist sinnvoll; hat aber mit dem Thema
meiner Arbeit nichts gemein. Es geht eben nicht um eine externe
Kritik (auch nicht um die externe Kritik der Sraffianer an der
Neoklassik; vgl. dazu Ziffer 2/1.), sondern um die Analyse einer
internen Kritik.
Ich möchte das betonen: eine externe Sichtweise der drei Theorien
bezieht sich auf deren philosophische, politische ... Basis, dar
unter auch auf deren politische Ziele. Hier wird der bekannte
Gegensatz zwischen einer linken (Marxschen) und einer rechten
(neoklassischen) Betrachtung der Wirtschaft sichtbar; beide Sei
ten liegen "als opponierende Heeresmächte" in heftigem Streit
miteinander (Anhang 1.) In einer internen Sichtweise ist von
diesem Kampf nichts zu sehen: hier wird auf die logische Struktur
abgestellt. Genau diese Sichtweise und einzig diese Sichtweise
ist meines Erachtens dann heranzuziehen, wenn die logische Struk
tur, wie in meiner Arbeit, Thema der Analyse ist.
Ich bin mir klar, daß das eine ungewöhnliche - und neue - Art der
Betrachtung von neoklassischer und Marxscher Theorie ist. Meines
Erachtens gibt es jedoch keinen a priori - Grund gegen eine sol
che Betrachtungsweise. Lassen Sie mich das an Ihrem schönen Bei
spiel von den drei Generälen, die sich im Jenseits an der Bar
treffen, ausführen: Stellen wir uns vor, wir lebten in der Zeit
des 30jährigen Krieges. Im Disput der Intellektuellen geht es
vorrangig um die unterschiedlichen Ideologien der beiden "oppo
nierenden Heeresmächte" Katholizismus und Protestantismus, und auch
um deren unterschiedlichen politischen Ziele. Im nachhinein be
trachtet, ist uns vollkommen klar, daß es zulässig ist, eine
Analyse beider Ideologien unter Abstraktion von diesem Streit durch
zuführen: wir könnten beispielsweise Atheisten sein und beide
Religionen (und deren sozialwissenschaftliche Implikationen) hin
sichtlich ihres gemeinsamen Gottesglauben etc. untersuchen. Nun
haben für mich sowohl die Neoklassik als auch der Marxismus ein
gemeinsames Glaubensfundament, im Hinblick dessen ich ein Atheist
bin: die mechanistische Philosophie von Newton. Ich weiß, daß Sie
in einigen Ihrer Veröffentlichungen (zuletzt in Ihrer Rede in
Graz) genau diese Philosophie - in ihrer Anwendung auf die Neo
klassik - kritisieren. Nun kann man aber zeigen, daß zumindestens
die Marxsche Preistheorie auch auf einem mechanistischen Fundament
ruht (siehe Ziffer 91 ff. Eine ausführliche Begründung für diese
Aussage könnte anhand einer detaillierten Analyse des 'Kapital'
formuliert werden). Daß heißt nun nicht, daß Marx nur an einer
mechanistischen Denkweise behaftet ist (es gibt viele nicht-me
chanistische Gesichtspunkte bei Marx); es heißt aber - weil es
in meiner Arbeit um die Preistheorie geht (Ziffer 2/3) - daß für
die Themenstellung meiner Arbeit der mechanistische Teil des Marx
schen Paradigmas relevant ist. Wenn wir nun von einem nicht-me
chanistischen Standpunkt aus die neoklassische und die Marxsche
Preistheorie analysieren, springen uns die Gemeinsamkeiten in
beiden Theorien ins Auge: beide sind Sonderfälle des Newtonschen
Paradigmas; der Streit zwischen den beiden ist dabei irrelevant.