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3) Ihre Aussage, "daß die Neo Ricardianer nicht sehr überzeugend
sind" (in ihrer Kritik an der neoklassischen Preistheorie)
teile ich vollkommen. Meine Arbeit ist keine Wiederholung der
Argumente der Sraffianer, sondern ein Versuch, diese Kritik prä
zise zu formulieren; somit eine Kritik der bisher formulierten
Kritik. Dasselbe gilt für Hahn als Verteidiger der Neoklassik
gegen die Sraffianer. Ihre Aussage, daß keine vertikale Welt
bei Hahn existiert, ist korrekt. Aber: genau dadurch, daß ich
das Hahn-Modell um eine vertikale Welt erweitere, möchte ich
zeigen, daß dann in einem allgemeinen mikroökonomischen Gleich
gewi chtsmode 11 eine Konsistenzproblematik auftritt (und zwar
unabhängig von jeder Interpretation der Makro-Produktionsfunk-
tion; Ziffer 130). Meine Arbeit ist also auch eine Kritik der
Verteidigung von Hahn: sie ist für die horizontale Analyse-Ebene
korrekt; versagt aber bei der vertikalen.
4) Die vertikale Analyse-Ebene hat a priori nichts mit Vorgängen
im "Zeitablauf" bzw. mit "wirtschaftspolitischen Abläufen" zu
tun, wie Sie in Ihrem Brief schreiben. (Die entsprechenden De
finitionen sind in den Ziffern 8, 103 und 111 zu finden). In
dem einfachen Fall von lediglich zwei horizontalen Analysen-
Ebenen <f und T können die Unterschiede zwischen den Situationen
S und ganz verschieden interpretiert werden: es kann sich um
einen Zeitablauf handeln, es können aber auch zeitlose Substitu
tionsunterschiede gemeint sein (vgl. Ziffer 128, 2. Absatz für
den Sonderfall des Technik-Gesetzes). Im Zusammenhang damit gibt
es sehr wohl eine vertikale Welt bei Sraffa (was Sie verneinen),
nämlich immer dann, wenn er - entsprechend meiner Definition von
Ziffer 8 - irgendeinen Verteilungsparameter und/oder die Technik
verändert (vgl. dazu die neun Darstellungen in 'Warenproduktion
mittels Waren').
Nochmals vielen Dank für Ihre Reaktion. Ich würde mich sehr freuen,
wenn wir unsere Debatte fortführen könnten und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Dr. Walter Ötsch