Full text: Das Modelldenken in der Wirtschaftspolitik

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aufgenommen werden, wie bringt man aber die zusätzlichen 
Exportgüter an? Es gibt keinen automatischen Anreiz für den 
Export unter unserer Annahme, daß die Löhne der Produktivität 
angeglichen werden. (Hier ist in der Tat ein Dilemma: Wenn man 
die Lohnkosten pro Erzeugungseinheit sinken läßt, kann man 
vielleicht den Export anregen, verstopft aber den Absatz an 
inländischen Verbrauchsgütern;ve rfolgt man die Politik kon 
stanter Lohnkosten, dann ist das für den Inlandsabsatz günstig, 
nicht aber für den Export.) Wenn das Exportvolumen konstant 
bleibt, dann muß die Zunahme der Produktivität zur Dämpfung 
der Mengenkonjunktur führen. Das wird nur vermieden, wenn die 
großen Industrieländer alle gleichzeitig expandieren, so daß 
das Exportvolumen steigt. Die Bedeutung dieses Umstandes für 
die günstige Entwicklung der Nachkriegszeit ist aus diedem 
Zusammenhang ersichtlich. Wenn ein Land im Wachstum der Pro 
duktivität stärker vorprellt, so wird es dieses Wachstum nur 
dann dauernd realisieren können, wenn es zusätzlichen Stimulier 
rungen unterliegt (besondere Gunst der Exportverhältnisse, 
der Lohnkosten oder ähnliches, auch stärkere interne Expan 
sionstendenzen) . 
Diese Andeutungen zeigen, wie erheblich komplizierter das 
Modell wird, wenn man Mengensphäre und Preissphäre gleichzeitig 
behandelt, weil die beiden durch wechselseitige Einflüsse 
verbunden sind. Wie schon erwähnt, wird die volle Auswirkung 
der Produktivität auf die Löhne nur bei Knappheit an Arbeit 
sich leicht einstellen. Bei reichlichem Arbeitsangebot (also 
erheblicher Arbeitslosigkeit) muß ein anderes Modell Verwendung 
finden, in dem die Lohnkosten zu sinken tendieren.
	        
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