Full text: Das Modelldenken in der Wirtschaftspolitik

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Die Lösungen der Gleichung werden unter bestimmten Bedingungen 
Oszillationen darstellen, die gedämpft sind. Wenn nun der Regler 
von außen dauernd zufallsmäßigen Störungen ausgesetzt ist 
(die etwa auf die Investition wirken mögen) dann werden die 
Schwankungen dauernd in Gang gehalten werden. 
Gleichungen der obigen Art, also Funktionalgleichungen 
mit voreilendem Argument sind charakteristisch für die Darstel 
lung ökonomischer Abläufe. Ihre Lösungen können analytisch 
schwer behandelt werden und die Verwendung von Analogmaschinen 
ist vielleicht ein gangbarer Weg. Kalecki's Konjunkturmodell 
ist auf diese Weise untersucht worden. 
Die Reglermodelle der dreissiger Jahre hatten eine analy 
tische, d.h. erklärende Funktion. Der Regler bietet sich aber 
von selbst als geeignetes Modell für die Untersuchung der Folgen 
wirtschaftspolitischer Eingriffe, oder für das Funktionieren 
wirtschaftspolitischer Maximen ("Regime") dar. Als Beispiel 
diene die Beschäftigungspolitik, die wir ausgehend von dem 
dargestellten Modell des Konjunkturzyklus in fig. 2 illustrieren. 
In den bekannten Kreislauf von Einkommen, Verbrauch und Investi 
tionen tritt hier ein neuer Faktor ein, den man zunächst als 
eine von außen kommende Störung (exogene Variable, input dej 
Regler) auffassen kann: Die Staatsausgaben. Gleichzeitig wird 
das Kreislaufsystem durch die Steuern kompliziert. Wir führen 
hier eine stufenweise Teilung des Einkommens ein: Es spaltet 
sich zuerst in disponibles Einkommen und direkte Steuern, und 
das disponible Einkommen spaltet sich dann in Verbrauch und 
Sparen. (Die Beziehungen sind als linear angenommen worden, der 
Einfachheit halber sogar als proportional; das ist aber nur 
eine zeichnerische Bequemlichkeit. Die direkten Steuern sind 
in Wirklichkeit stückweise linear.)
	        
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