dafs Marx mtr durch eine Reihe logischer Irrttimer zu
seinem G-esetz der fallenden Profitrate gekommen ist. Yon
der Mehrwerttheorie ausgehend sind wir zu dem Schluls
gelangt, dafs sick die Meinung des Kapitalisten aucli in
bezug auf die allgememe Profitrate als gultig erweist. Die
Unterscfieidung des variablen und konstanten Kapitals, in-
soweit die Profitbildung in Betracbt kommt (und nur in
bezug auf diese kann sie gelten), ist also grundlos; der von
Marx als konstantes Kapital bezeichnete Teil des Kapitals
ist ebensosebr eine Quelle des Profits vie das variable
Kapital. So fallt die gesamte Profittbeorie von Marx in
Trummem zusammen: die „Vulgarokonomie“, velcbe das
ganze Kapital gleichmafsig als eine Quelle des Profits be-
tracbtete, hatte recht.
Achtes Kapitel.
Mehrarbeit und arbeitsloses Einkommen.
I. Mehrarbeit. Soziale Bedeutung der Mehrarbeit. Der Zwang als Grand-
lage der Mehrarbeit. — II. Soziale Grundlage des arbeitslosen Ein-
kommens. Jedes arbeitslose Einkommen beruht auf einer sozialen Aus-
beutung. Worin besteht soziale Ausbeutung vom Standpunkte verschiedener
Profittheorien ? — III. Bestimmungsgrunde der Hohe des arbeitslosen
Einkommens. Kritik der Produktivitatstheorie. Das Kapital als Unterhalts-
mittel der Arbeiter und als Produktionsmittel. Arbeitsproduktivitat und der
Anted des Kapitalisten am Arbeitsprodukte als Bestimmungsgrunde der
Profitrate.
Als Profittheorie ist die Mehrwerttheorie unbedingt zu
verwerfen. Aber wie die absolute Arbeitswerttheorie, trotz
aller ikrer Mangel, einen gesunden sozialen Kern enthalt,
so gilt ganz dasselbe aueh in bezug auf die Mehrwerttheorie.
I.
„Ob die Marxsclie Werttheorie richtig ist oder niclit u
— bebt Bernstein treflfend liervor — „ist fur den. Nacliweis
der Mehrarbeit ganz und gar gleichgultig 1 / Der Begriff
der Mehrarbeit ist ebenso brauchbar und fur die soziale
Wissenschaft unentbehrlich wie der Begriff der Arbeits-
kosten. Es ist eine nicht zu bestreitende Tatsache, dafs in
der kapitalistischen wie in den Sklaven- und Feudalgesell-
schafben der eine Teil der Gesellschaft fur den anderen
ohne entsprechende Arbeitsgegenleistung arbeitet. Die
besitzlosen Arbeiter sind gezwungen, den besitzenden KLassen
1 Bernstein, Die Voraussetzungen des Socialismus, 1899, S. 42.