handgestrickten Prognosen der einzelnen Referate, die noch am ehesten
eine Motivierung erkennen lassen, fehlt es an Zusammenhang und
Koordination. Die ökonometrischen Modelle erscheinen dem Laien etwas
ähnlich einer "black box", es kommt etwas heraus aber man durchschaut es
nicht leicht.
Man müßte sich zunächst einmal fragen, inwieweit die Dinge überhaupt
prognostizierbar, anders ausgedrückt, inwieweit sie determiniert sind.
Man kann davon ausgehen, daß die makroökonomischen Variablen von
unterschiedlichem Härtegrad sind; Härte bedeutet dabei Unempfindlichkeit
gegenüber den Änderungen anderer Variablen. Dabei ist diese Härte
naturgemäß eine Funktion der Zeit: Das heißt, eine zunächst harte
Variable weicht sich im Verlauf der Zeit immer mehr auf, so daß sie als
hart nur innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts bezeichnet werden kann.
(Man kann auch sagen, die harten Variablen werden innerhalb dieses
Zeithorizonts als exogene behandelt). Hart sind: Feste Investitionen,
Exporte, Öffentliche Ausgaben (mit Ausnahme von Arbeitslosenunterstützung
und ähnlichen sozialen Ausgaben sowie Subventionen die von der Konjunktur
abhängen), und in einem weiten Ausmaß auch die Ausgaben für dauerhafte
Konsumgüter, die weniger vom laufenden Einkommen allein als von Sparen
und Konsumentenkredit abhängen. Weiche Variable, die sich passiv an die
harten anpassen, sind die Einkommen die in den genannten Sektoren
entstehen, und davon abgeleitet der Konsum von nicht dauerhaften Gütern
und Leistungen, die Einfuhren, die Steuereingänge und das Sparen. Die
genannten beinflußen wieder noch weichere Variablen, die
Konsumgüterproduktion und die darin entstehenden Einkommen, den Konsum
etc daraus und so weiter.
Die Anpassung der weichen Variablen erfolgt mit einer gewissen
Verzögerung, die sich daraus ergibt, daß die Löhne nicht kontinuierlich
ausgezahlt werden, sondern in Abständen, und daß der Lohn nicht auf
einmal ausgegeben wird, sondern über einen gewissen Zeitraum; ferner daß
zwischen der Konsumausgabe und der dadurch induzierten Produktion an
Konsumgütern eine gewisse Zeitspanne verstreicht. Diese Zeitspanne
entspricht den Vorräten an fertigen Konsumgütern, es ist die
Umschlaggeschwindigkeit. Das Motiv für die Verzögerung bzw Vorratshaltung
ist wieder daß die Zufuhren nicht kontinuierlich sondern periodisch
erfolgen. Es wird also der in einem bestimmten Augenblick gemessene Fluß
der Investition Einkommen und Konsum induzieren, die über einen gewissen
Zeitraum verteilt sind. Die Anpassung an die harten Variablen erfolgt
also mit einer über einen gewissen Zeitraum verteilten Verzögerung. Wir
können es den Multiplikator-Lag nennen. Die Einkommen etc sind damit in
einem gewissen Ausmaß und für eine gewisse Zeit durch die harten
Variablen determiniert und damit vorhersehbar.
Worauf beruht die Härte der Investition etc? Der Grund dafür ist, daß
diese Variablen die Realisierung von Plänen darstellen, die zu ihrer
Ausführung eine gewisse Zeit brauchen: Es bedarf nicht nur der
Vorbereitung und Planung, sondern die Realisierung erstreckt sich über
einen gewissen Zeitraum - man denke etwa an Bauten. Die Realisierung
folgt also mit einer gewissen verteilten Verzögerung dem Beschluß des
Vorhabens (der Appropriation). Insoweit man diese Verteilung der
Verzögerung als konstant annehmen kann und annehmen darf, daß die Pläne
im allgemeinen auch ausgeführt werden ,da ihr Abbruch große Kosten
verursachen würde, sind die Investitionen also durch die Pläne pre-
determiniert und damit voraussehbar. (Die Qualifikationen sind
offensichtlich und bilden ebersogroße Fehlerquellen für die Prognose).
Bei dieser Beziehung zwischen Appropriation und Ausführung handelt es
sich offenbar wieder um eine verteilte Verzögerung. Man könnte etwa von
Realisierungs-Lag sprechen. Im Interesse der Prognose wird man daher
versuchen, die erwähnten Pläne zu erfassen, wie das ja auch schon
vielfach geschieht. Es sind das also: Investitionspläne (oder
Appropriations), Budgetvoranschläge der öffentlichen Hand,