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Wie mail sieht, war das Handels-Museum in vollkommen
zielbewusster Weise an der Arbeit, praktische commerzielle
Bildung mit besonderer Berücksichtigung der Handelspolitik
und des Exportgeschäftes zu verbreiten, wobei nicht übersehen
werden darf, dass nach dem bereits citirten Protokoll von
1888 das Programm der Curse kein Thema enthalten durfte,
welches an Handelslehranstalten tradirt wurde.
Das Programm der Curse war auf Wunsch des Unter
richtsministeriums mit hervorragenden Kräften der Wiener
Handels-Akademie vereinbart und mit dem Director dieser
Anstalt besprochen, auch an sämmtliehe Handelskammern
mit der Bitte um thunlichste Verbreitung versendet worden.
Jeder Curs umfasste 5—15 Vorlesungen; sie waren unentgeltlich,
ihre Frequenz »quantitativ und qualitativ sehr befriedigend«.*)
Die Einschreibungen für einzelne derselben überschritten die
Ziffer 230; mit Ausnahme von etwa 10 Studirenden waren
sämmtliehe Hörer bereits in der Praxis als Kaufleute oder
Angestellte.
Interne Verhältnisse bewirkten vom Jahre 1891/92 an
eine Pause in der Fortführung dieser commerziellen Curse.
Allein der Gedanke einer höheren commerziellen Bildung
hatte durch die Thatsache der Abhaltung dieser Curse und
das dabei zutage getretene Interesse des kaufmännischen
Publicums eine Zuspitzung auf den Exportzweck erhalten,
welche für die Form der Wiederbelebung des Eiandels
hochschulwesens anregend und vielleicht selbst entscheidend
geworden ist.
Es ist nicht unwesentlich, sich über di.e tiefere Ursache
klar zu werden, welche die Specialisirung der Handelshoch
schule zur Export-Akademie gerade in unserem Vaterlande
nahelegte und begünstigte. Es ist dies jenes leichte Umschlagen
der Handelsbilanz, welches dem Agriculturstaate eigenthüm-
lich ist. Es lässt sich genau verfolgen, wie sowohl das erste
Auftauchen, als auch die plötzliche Verwirklichung des Ge
dankens einer Export-Akademie mit einem Fehlgehen des
Land wirf hschaftlichen Exportes zusammenhängt.
Als im März 1896 das Budget des Handelsministeriums
*) Bericht an die Generalversammlung des k. k. österreichischen Handels-
Museums, 1887/88, Seite 15; ähnlich in den späteren Berichten.