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zur parlamentarischen Berathung gelangte, stand die Oeffent-
lichkeit unter dem Eindrücke der Thatsache, dass der Außen
handel im Jänner 1896 eine Passivbilanz von rund 4 Millionen
Gulden aufgewiesen hatte. Der Abgeordnete Bazant wies
darauf hin, dass seit dem Jahre 1887 mit seiner activen
Handelsbilanz von 200 Millionen Gulden das Verhältnis von
Aus- und Einfuhr sich immer ungünstiger gestaltet habe. Das
Jahr 1894 habe nur noch 95 Millionen, das Jahr 1895 gar nur
15 Millionen Ueberschuss aufgewiesen. Der italienische
Handelsvertrag allein habe durch die Weinclausel, die Zoll
freiheit der Agrumen und den ermäßigten Feigenzoll die
Handelsbilanz um 15 Millionen Gulden verschlechtert; dazu
komme die Baisse in Zucker, die deutsche Grenzsperre gegen
Vieh, die ungarische Schweinepest und die schlechte Gersten
ernte. Das Grundübel bestehe darin, dass, wenn man Bier,
Branntwein, Zucker noch zu den landwirthschaftlichen Er
zeugnissen rechne, Oesterreich-Ungarn eine ständige Mehr
einfuhr an industriellen Erzeugnissen habe, während die
Mehrausfuhr an landwirthschaftlichen Producten von dem
Ausfall der Ernte und von dem Verhalten fremder Staaten
gegen unseren Viehexport sowie von ihren fiscalischen Maß
nahmen in Bezug auf Bier, Branntwein und Zucker abhänge.
So allein sei es zu verstehen, dass trotz des »kräftigen Auf
schwunges« der österreichischen und der ungarischen Industrie
seit den Achtzigerjahren die Handelsbilanz sich zusehends
verschlechtere, was schon vom Standpunkte der Valuta
regulirung bedenklich sei.
Im Anschlüsse an diese Ausführungen wurde in der
Budgetrede des damaligen Handelsministers Freiherrn von
Glanz-Eicha das Phänomen der verschlechterten Handels
bilanz in folgender Weise erörtert:
»Wenn man unsere Handelsstatistik näher betrachtet,
welche nach ihrer Reform im Jahre 1891 eine Reihe von
interessanten und lehrreichen Daten aufweist, die man früher
nicht wusste, so wird man auch einer Erscheinung gewahr,
welche unsere Handelspolitik auf neue Wege zu weisen
scheint. Das sind allerdings Wege, die uns bei der
binnenländischen Lage des Landes und bei der
binnen! an dis chen Angewöhnung seiner Bevölkerung,