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Ist doch das Handels-Museum sozusagen der günstigste
Beobachtungspunkt für die ungünstige Entwicklung unseres
Außenhandels! Und auch für jene Einseitigkeiten der kauf
männischen und industriellen Vorbildung, welche so leicht
zu Schranken des Horizontes werden! Nirgends konnte
früher und deutlicher als an diesem Observatorium unseres
Außenhandels das Gefühl sich geltend machen, dass unsere
bedeutendsten und altbewährten Exportindustrien es immer
schwerer finden, auch nur ihre ererbten Absatzgebiete zu
behaupten, geschweige denn neue zu erobern. Der be
schämende Gegensatz der heimischen zur glänzenden Welt-
conjunctur, der anspornende Ausblick auf den deutschen
Welthandel und seine Eroberungen, die bange Sorge um die
Erhaltung des ungarischen Absatzgebietes, das Vorgefühl
aller Schwierigkeiten und Kämpfe bei dem bevorstehenden
Ablauf der Handelsverträge, alle diese Umstände mussten
Zusammenwirken, um jeder exportfreundlichen Anregung in
diesen Kreisen die gründlichste Beachtung und das that-
kräftigste Entgegenkommen zu sichern.
Eine solche Anregung kam nun unter dem Eindrücke
jener Enunciationen aus dem Publicum, und zwar von Seite
eines Mannes, der schon seit Decennien den Zuständen und
Eluctuationen des Außenhandels mit sachverständigem Blicke
und patriotischem Interesse zu folgen gewohnt war. Es war
dies der bekannte Fachmann Regierungsrath Dr. Johann
Zapf, der im Vereine mit seinem Freun'de Alfred R. v. Rost
am 18. August 1890 dem Handelsministerium eine Eingabe
behufs Errichtung einer Export- und Colonial-Akademie unter
breitete. Mit Berufung auf die citirten Aeußerungen der
Minister des Aeußern und des Handels wird in der jener
Eingabe beigeschlossenen Denkschrift die Aufgabe der
Akademie dahin formulirt, dass unsere Landsleute ihren binnen
ländischen Sinn abstreifen und eine mehr kosmopolitische
Erziehung erhalten mögen. Die Akademie solle die Auf
merksamkeit der jungen Leute auf den Welthandel als .Er
werbsquelle lenken, auch auf ihre praktische Schulung be
dacht sein und über die Schule hinaus für ihre Zöglinge
sorgen; als Hauptziel solle jedoch die selbstständige Etablirung
in fernen Ländern angestrebt werden. Die Organisation und
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