Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K.K. Österreichischen Handels-Museums (1)

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allerdings bei Festhaltung der geistigen Höhe einer Hoch 
schule. Das praktische Bedürfnis des Kaufmannsstandes im 
Außenhandel äußert sich nach vier Richtungen. Schon der 
Angestellte bedarf des sicheren Könnens betreffs der fremden 
Sprachen und der comptoiristischen Disciplinen; soll er aber 
auf sich selbst gestellt wirken können, so muss sein volks- 
wirthschaftliches Verständnis für die Vorgänge der Welt- 
wirthschaft geschärft und sein juristisches Verständnis für 
die fremde Staatsordnung und Rechtspflege vorbereitet 
werden. Dementsprechend sorgt der Lehrplan der Export- 
Akademie für Volkswirthschaftskunde, Usancen des Welt 
handels, Sprachen und Comptoirkunde. Daher auch die Be 
vorzugung der seminaristischen Methode, welche durch so 
fortiges Einüben des Gelernten das lebendige Können an 
strebt und äußerlich angeeignetes Gedächtniswissen, das mit 
den Jahren in Vergessenheit zu gerathen pflegt, perhorre- 
scirt. Darum endlich die Verbindung mit dem praktisch com- 
merziell informirenden Ilandels-Museum. 
Alle diese Züge treten noch deutlicher in dem ausführlichen 
provisorischen Organisationsstatut hervor, welches schon 
damals vorgelegt werden konnte und seither durch einige 
Modificationen die Gestalt erhalten hat, in der es als Be- 
standtheil der letzten Abtheilung des vorliegenden Jahrbuches 
abgedruckt wird. In demselben wird bereits der hrequenz- 
zwang und das strenge Prüfungswesen betont. Weihnachts 
und Ostercolloquium, Jahres- und Abgangsprüfung sollen den 
Fleiß der Hörer controliren; bei achttägiger unentschuldigter 
Abwesenheit erfolgt die Streichung. Damit ist der Schritt 
von der deutschen Hochschule mit ihrer Freiheit des Lernens 
und — Nichtlernens zur haute ecole der Franzosen vollzogen, 
welche die Garantie für fachliche 1 üchtigkeit mit geistiger 
Freiheit und Vertiefung zu vereinigen strebt. Bei dem Im 
stande, dass auch im Rahmen der Universitäten die Semi- 
narien mit ihren faktischem Frequenzzwange immer bedeutungs 
voller hervortreten, kann ein pädagogischer Erfolg dieser 
eigenartigen Fach-Hochschule auch auf das allgemeine Hoch 
schulwesen anregend zurückwirken. 
Am 12. März 1898 war die Eingabe des Handels- 
Museums erfolgt; in ihrem finanziellen I heile war sie auf
	        
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