Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K.K. Österreichischen Handels-Museums (1)

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Throne nächststehende Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses seine 
Schirmherren nennen darf, sowie mit ihm vereint die Studiencommission 
der Export-Akademie fühlten nicht minder das Bedürfnis, sich diesen 
loyalen Aeußerungen anzuschließen. 
Fünfzig Jahre bilden auch im Leben der Staaten und Völker 
einen bedeutungsvollen Zeitraum. Die fünfzig Jahie dei Regierung 
unseres geliebten Kaisers vollends sind für unsere Monarchie für die 
Gestaltung des politischen, culturellen und wirthschaftlichen Lebens 
ihrer Völker von größter, nachhaltigster Tragweite gewesen. 
Aus einem staatlichen Gemeinwesen von patriarchalischem, fast 
mittelalterlichem Zuschnitte, von dem Einflüsse freierer, . geistiger und 
wirtschaftlicher Bewegung sorgfältigst behütet, von jeder Selbstthätigkeit 
ängstlich ferne gehalten, ist nun ein durchaus moderner Staat geworden, 
mitten in den' starken Fluthungen stehend, welche das. 1 .eben der 
civilisirten Völker bewegen. Die heutige Generation kann sich von den 
Zuständen, wie sie vor 50 Jahren herrschten, keine Vorstellung machen, 
und selbst die Wenigen, die sie noch miterlebt, gedenken ihrer kaum 
mehr. Und doch wäre es gut, könnten diese trostlosen Verhältnisse 
in lebenswahren Bildern den Zeitgenossen recht oft vorgeführt werden! 
Wie hoch würde man den Werth von Errungenschaften schätzen lernen, 
die man heute als etwas Selbstverständliches hinnimmt und nicht selten 
nur in schädlicher Weise missbraucht, statt zum allgemeinen Besten zu 
benützen. . 
Hier ist nicht Ort und Zeit zu eingehenderen derartigen Be 
trachtungen; nur in knappen Zügen sollen die ungeheuren Umwälzungen 
und Fortschritte auf wirthschaftlichem Gebiete angedeutet werden, wobei 
allerdings einige Schlaglichter auf die Vergangenheit geworfen werden 
müssen, um die Größe jener Umwälzungen, aber auch die hürsorge 
und Kraft des Monarchen, welcher sie trotz aller Schwierigkeiten und 
Hindernisse herbeigeführt, zu verstehen und zu bewundern. 
Vor 1848 war Stillstand, also Rückschritt, staatliche Bevormundung, 
also Ertödtung jeder Selbstständigkeit, Absperrung des . geistigen und 
wirthschaftlichen Verkehres mit dem Auslande, also Schein- oder 1 reib 
hausleben die Signatur aller öffentlichen Erscheinungen in unserem 
Staate; Censur, scholastischer Drill, Prohibitivsystem, Zunftzwang, bureau- 
kratisches Vielregieren, polizeiliche Oberaufsicht ermöglichten diesen 
Zustand völliger Stagnation. Daher verhinderte und verbot man auch 
jede wirthschaftliche Selbstbethätigung, da man sich \ or ihrei Rück 
wirkung auf das geistige Gebiet fürchtete. 
Mögen zwei dieses Gebiet betreffende Beispiele, aus tausenden 
herausgegriffen, zur Beleuchtung des Gesagten dienen. 
Staatskanzler Fürst Metternich und Hofkammerpräsident Baron 
Kübeck, gestützt auf Gutachten hoher, erleuchteter staatlicher Functionäre, 
strebten mit aller Macht die handelspolitische Annäherung Oesterreichs 
an den im Werden begriffenen deutschen Zollverein an. Sie unterlagen 
den Intriguen der Polizeipartei, welche den allmächtigen Staatskanzler
	        
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