Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K.K. Österreichischen Handels-Museums (1)

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überstimmte und seine politisch und wirthschaftlich so weitsichtigen 
Pläne zum Scheitern brachte. 
Ein zweites, unscheinbares, aber überaus symptomatisches Beispiel! 
Eine Ackerbaugesellschaft regte die Bildung einer Landes 
hypothekenbank an. Sie wurde von höchster Stelle darum streng ver 
wiesen. » Sie habe ihren Wirkungskreis überschritten, und man sehe die Noth- 
wendigkeit nicht ein, da von den Ständen von einer solchen Anstalt noch 
keine Erwähnung geschehen sei, und die Regierung überdies Alles an 
wende, um den Nationalwohlstand zu heben;« und als die Stände nun 
sich der Sache bemächtigten und ein wohldurchdachtes Statut für eine 
Landeshypothekenbank beschlossen, wurde mit Allerhöchster Ent 
schließung vom 10. November 1847 diesem Anträge keine Folge ge 
geben »aus Rücksichten, welche theils in den Zuständen der Gegen 
wart, theils in der l'ürsorge für die Gesammtmonarchie liegen«. So 
geschehen vier Monate vor Ausbruch der politischen Sturmfluth des 
März 1848! 
Solches erklärt wohl auch in der wirtschaftlichen Entwicklung 
manche Vorkommnisse, die wir heute noch beklagen. 
Des jugendlichen Kaisers Regierung griff nun mit Kraft und 
Energie zu, um Oesterreichs wirtschaftliche Wiedergeburt herbeizu 
führen; und in dem Maße, als die Selbstständigkeit der Betheiligten 
angeregt, freierer Bewegung Raum gegeben und durch den hoch- 
heizigsten Act des Monarchen das Volk zu verfassungsmäßiger, 
ölientlicher Betätigung mit herangezogen wurde, entwickelte sich 
unser wirtschaftliches Leben zu seiner heutigen, allumfassenden 
Bedeutung. 
Auf dem dieses Gebiet betreffenden Belange des Unterrichts 
wesens, welche bis 1848 fast völlig brach lagen, haben wir die Gründung 
der Realschulen, die Lmgestaltung und Neuerrichtung technischer Hoch 
schulen, die Gründung der Staatsgewerbe- und Handwerkerschulen, 
insbesondere auch die Gründung und Ausgestaltung des kunst- und 
fachgewerblichen Unterrichtes und zahlreicher solcher Schulen m an mg- 
faltigster Art zu verzeichnen. Damit werden Kunst- und Gewerbc- 
museen, an ihrer Spitze das Museum für Kunst und Industrie, in Ver 
bindung gebracht, denen sich dann, zu anderen Zwecken dienend, 
unser Handels-Museum anreihte, welches durch die in jüngster Zeit 
erfolgte Gründung der P.xport-Akademie einen wichtigen Schritt zur 
Entwicklung und Ausgestaltung des Handelsschulwesens gemacht hat. 
Durcn die Errichtung der Handels- und Gewerbekammern wurde 
ein thatkräftiges, mustergiltig wirkendes autonomes Organ für die 
Wahrung der Interessen voti Industrie, Gewerbe und Handel geschaffen, 
welches in zahlreichen verdienstvollen Gewerbe- und ähnlichen Vereinen 
seine Ergänzung und Unterstützung findet, während die verschieden 
artigen Beiräthe, die aus Interessentenkreisen gebildet sind, der Re 
gierung für ihre wirtschaftlichen Actionen mit Rath und Anregung 
zur Seite stehen.
	        
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