Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

I. 
Commercielle Fachschulen. 
Das zur Neige gehende Jahrhundert erhält in der Geschichte des 
Schulwesens insbesondere durch die Entstehung und Entwicklung der 
Specialschulen und die Ausgestaltung des Fachschulwesens für die 
verschiedenen Arbeitsgebiete eine große Bedeutung. Die natürliche 
und daher richtige Entwicklung der Fachschulen beginnt mit der 
Ausbildung der Schüler für die praktischen Aufgaben des Lebens im 
allgemeinen, welche die Realschule im Gegensätze zum Gymnasium 
vermittelt. Die erste Stufe des engeren Fachunterrichtes umfasst 
die Vorbereitung der jungen Leute für die verschiedenen Zweige der 
menschlichen Thätigkeit bei der Production, welche durch landwirtschaft 
liche, forstwirtschaftliche, Montan-Schulen etc. erfolgt. Sodann wird 
in natürlicher Fölge an die Hebung des Handwerkes und Gewerbes 
durch Errichtung von Specialschulen geschritten, welche entweder für 
mehrere gewerbliche Gebiete als Gewerbe- oder Handwerkerschulen 
oder bei weiterer Ausgestaltung für specielle Gewerbszweige als gewerb 
liche Fachschulen errichtet werden. Den Schlusstein des Fachschul 
wesens für die wirtschaftlichen Gebiete bildet die Erziehung eines 
tüchtigen Nachwuchses für den Handel und Verkehr, denn nur, wenn 
die Urproduction und Industrie in einem Lande bereits auf der Höhe 
der Zeit stehen und mit derjenigen der übrigen Länder mit Erfolg 
concurrieren können, finden besondere für Handel und Verkehr aus 
gebildete Kräfte den richtigen Boden für ihre Thätigkeit. Wenn in einem 
Lande eine andere Reihenfolge eingeschlagen würde, so müssten sich zwei 
Thatsachen zeigen — wie dies auch wirklich der Fall ist —^ und zwar 
werden einerseits die besser ausgebildeten Kräfte der späteren Schul 
kategorien ihren Verdienst im Auslande suchen, weil für ihre specielle 
Bildung im Inlande nicht genügende Verwendung oder häufiger un 
genügende Bezahlung geboten wird, andererseits werden die Kaufleute, 
beziehungsweise Industriellen auf die unzureichenden Leistungen des 
Nachwuchses auf den Gebieten ihrer Thätigkeit hinweisen, und dadurch 
auf die Berücksichtigung des stiefmütterlich behandelten Unterrichts 
zweiges mittelbar einwirken.
	        
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