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je 3 Stunden wöchentlich» umfasste. Derartige commercielle Abtheilungen
wurden auch an den polytechnischen Instituten in Prag und Lemberg
eingerichtet. Gelegentlich der Reorganisation im Jahre 1865 wurde die
commercielle Abtheilung an der Technik in Wien aufgehoben, welchem
Schicksale auch die übrigen gleichartigen Institutionen verfielen, da
sie den Erwartungen nicht entsprachen.
Da der Staat diesem Zweige des Schulwesens nicht jene Aus
gestaltung gab, die dem bestehenden Bedürfnisse entsprochen hätte,
giengen verschiedene Privatunternehmer daran, kaufmännische Schulen
zu errichten, so im Jahre 1834 Mahr in Laibach und 1840 Geyer in
Wien (Patzelt-Glasser). Wir finden daher auch auf keinem Gebiete des
Fachschulwesens so viele Privatschulen wie für den Handelsunter
richt, die sich zum Theil einer großen Blüte erfreuten. Das Privat
schulsystem erweist sich aber im allgemeinen für Reformen unzugäng
lich, weil die Macht des Staatseinflusses eine viel geringere ist, und
muss nothwendigerweise trotz des besten Willens manche Misstände
zeitigen.
Im Jahre 1848 wurde sodann vom Gremium der Wiener
Kaufmannschaft die erste allgemein zugängliche Fortbildungs
schule für Handelslehrlinge begründet, deren Lehrplan in sehr wenigen
Stunden dem Lehrling die commercielle Bildung vermitteln sollte.
Dadurch nahm die Reform, für die in der Praxis stehenden Lehr
linge einen theoretischen Unterricht zu schaffen, ihren Anfang.
Um dem Bedürfnisse nach besser vorgebildeten jungen Leuten für
den Handelsstand zu entsprechen, hat das Handelsgremium in Prag
im Jahre 1856 die deutsche Handelsakademie ins Leben gerufen.
Dieser Gründung folgte ein Jahr später (1857) die Errichtung einer
Handelsakademie in Wien und 1863 einer solchen in Graz, die
in erster Linie den localen Ansprüchen dienen sollten. Sie hatten ver
schiedene Lehrpläne und eine verschiedene Organisation, da die Ein
richtungen einer höheren Schule für den Handel noch nicht festgestellt
waren. Diese Gründungen bedeuten den Anbruch einer neuen Ära
auf dem Gebiete des commerciellen Unterrichtes.
Die außerordentlich guten Resultate, welche diese Schulen gleich
nach Beginn ihrer Thätigkeit erzielten, sind auf den Umstand zurück
zuführen, dass -die Gründer keine Kosten scheuten, um ihren Instituten
die besten Lehrkräfte zu sichern, in der richtigen Erkenntnis, dass die
Resultate einer Schule nur von der Güte der Lehrer abhängig sind und
daher der Lehrkörper als der wichtigste Theil jeder Lehranstalt betrachtet
werden muss.
Die geringsten Veränderungen hat der Lehrplan der Prager
Handelsakademie bis heute aufzuweisen. Er beruht auf dem Lehrplan
der Leipziger Öffentlichen Handelslehranstalt und der Ecole superieur
du commerce in Paris mit einigen Abänderungen und stellt die
commerciellen Fächer in den Mittelpunkt des Unterrichtes, dessen Er
folg sich nach Arenz im Mustercomptoir erproben muss, weshalb dieses
«als unerlässlich für jede commercielle Lehranstalt» bezeichnet wird.