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Für die Ausbildung derartiger Kräfte bestand in Österreich vor
circa drei Jahren ein Curs an der Staatsgewerbeschule in Lemberg, und
zweimal fand ein derartiger Fortbildungscurs an der Staatsgewerbeschule
in Brünn statt, wovon der erste in den Ferien, der zweite während des
Schuljahres abgehalten wurde.
Sehr wenige dieser Lehrkräfte besitzen eine Approbation für das
betreffende Fach (d. h. für eine andere Schulkategorie, da eine besondere
Prüfung für Lehrer an Fortbildungsschulen nicht besteht).
Seit fünf Jahren wurden mehrere Regierungscommissäre zur In-
spection dieser Anstalten bestellt, während die Inspection aller übrigen
commerciellen Lehranstalten Österreichs durch Inspectoren bei den
Centralbehörden ausgeführt wird.
Wie fangen es nun die an Fortbildungsschulen lehrenden Personen
an, um der an sie oft unvermuthet herantretenden Aufgabe zu ent
sprechen? Die Lehrer werden sich gewöhnlich ein oder mehrere Bücher
des betreffenden Wissenszweiges verschaffen und diese mehr oder
weniger gründlich durchschauen, durchlesen oder durcharbeiten, wobei
sie wohl nicht immer bezüglich der empfehlenswerten Werke die
richtige Wahl treffen können. Manchesmal werden sie sich sogar mit der
hoffentlich dem Unterrichte vorhergehenden Lectiire des eingeführten
Lehrbuches begnügen.
Die Männer aus der Praxis werden seltener zu einem Buche
greifen, weil sie nicht nur das Nothwendige wissen, sondern sogar
können, und in Bezug auf die pädagogischen Anforderungen verlassen
sich viele auf das angeborene Talent zum Lehrberufe, denn nur jemand,
der es in sich fühlt, wird sich zu dem Amte melden. Im allgemeinen
werden gerade mit den Lehrkräften aus der Praxis weniger gute Er
fahrungen gemacht werden.
Jedenfalls ist aber in allen Fällen der vorhandene Wille, im
Interesse der Allgemeinheit verdienstlich durch die Erziehung des
kaufmännischen Nachwuchses zu wirken, nicht nur hoch genug zu
schätzen und anzuerkennen, sondern er verdient wohl auch die kräftigste
und thätigste Unterstützung der Regierung durch die Schaffung von
Gelegenheiten zur Ausbildung, welche möglichst von kurzer
!>auer und kostenlos sein müssen und an dem größten Handels-
platze des Reiches, welcher gewöhnlich auch manche Annehmlich
keiten und besondere Gelegenheit zu gründlichen Studien bietet, ge
boten werden sollen.
In Österreich würden sich für diesen Zweck Wien, Prag,
Lemberg und Triest am besten eignen. In der ersten Zeit sollten
die Curse nur an einem Centralpunkte abgehalten werden, um einheit
liche Erfahrungen zu gewinnen und bei den späteren Cursen verwerten
zu können, die dann von Zeit zu Zeit an höheren Handelsschulen in
anderen Städten durchgeführt werden könnten.
Das bisher Gesagte gilt für alle an Fortbildungsschulen vor
kommenden Fachgruppen. 'Bei der Einrichtung von Cursen für Fort
bildungsschullehrer müssten die erste und dritte, eventuell die vierte