Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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an einer Handelshochschule und eine ein- bis zweijährige Praxis nach 
zuweisen haben. Über die Art der richtigen Ausbildung dieser Lehrer 
herrschen noch die verschiedensten Ansichten, insbesondere was den 
Wert der Praxis anbelangt, und dies ist sehr natürlich, weil gerade 
die Art der Praxis in ihrer Wichtigkeit für die Zukunft des angehenden 
Lehrers ■ sehr verschieden sein kann. Wenn die Praxis in einem sehr 
untergeordneten Wirkungskreise, wie dies gewöhnlich bei Volontären 
und Anfängern der Fall ist, besteht, wobei der Betreffende nie zur 
selbständigen Thätigkeit und zum Überblick über die Geschäftsführung 
gelangt, so unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass der Nutzen der 
Praxis ein verhältnismäßig geringer ist; trotzdem aber wird dem Lehr- 
amtscandidaten vieles in praktischer Hinsicht klarer werden, was ihm 
an der Hochschule nicht so anschaulich vorgeführt werden konnte, und 
er wird vor allem das für seine zukünftige Thätigkeit bedeutendste 
Princip schätzen lernen, «dass in der kaufmännischen Praxis die 
genaueste Beachtung aller Vorkommnisse und Details zu den wich 
tigsten Aufgaben der Geschäftsführung gehört». Es kann ihm auch in 
der Theorie nie die praktische Bedeutung der verschiedenen Disciplinen 
für den Kaufmann überzeugend vor Augen treten. Endlich lässt sich 
noch ein Moment der Praxis, nämlich das Ineinandergreifen der ver 
schiedenen Thätigkeiten und die Anwendung des erworbenen Wissens 
im Geschäftsverkehr sehr schwer anders als im Geschäfte vorführen. 
Fis ergibt sich daraus, dass es für die Candidaten des Lehramtes für 
die Handelsfächer vor allem darauf ankommt, in ein geeignetes Geschäft 
auf den richtigen Posten zu kommen, und das ist allerdings nur 
selten der Fall. Hiezu kommt aber auch noch der Umstand, dass der 
Candidat nicht nur ein Geschäft, sondern womöglich mehrere Geschäfts 
betriebe verschiedenen Umfanges und verschiedener Art kennen lernen 
soll, um den richtigen Fanblick in das Getriebe, die richtige Wert 
schätzung für die verschiedenen Disciplinen und größere Erfahrung zu 
gewinnen. Der Schreiber dieses hat schon frühzeitig sich für den Lehr 
beruf entschieden und daher nach einem genau vorbereiteten Plan ge 
handelt, der allerdings nur selten durchgeführt werden kann. Derselbe 
hat nach Absolvierung seiner Studien an der Mittelschule und Handels 
akademie Vorlesungen an der Universität und Technik gehört, hat 
sodann in einem größeren Detailgeschäft der Colonial- und Manufactur- 
warenbranche gewirkt und ist hierauf als Volontär in einem Fabriks 
hause, welches viele Filialen und mehrere Fabriken besaß und sowohl 
Import als Fixport, Groß- und Detailhandel betrieben hat, thätig gewesen. 
Danach hat er über ein Jahr die Führung der Buchhaltung und Correspon- 
denz, zeitweise auch des übrigen Theiles eines kleineren Fixport- und 
Fabriksgeschäftes übernommen. Fis empfiehlt sich sehr, eine ähnliche 
Reihenfolge einzuhalten, besonders eine praktische Thätigkeit in zwei 
bis drei verschiedenen Betrieben, weil der Lehramtscandidat sonst zu 
einseitige Begriffe von der Praxis erhalten würde. 
Es muss aber entschieden als ein Mangel angesehen werden, wenn 
der Lehrer der kaufmännischen Fächer die Praxis erst gelegentlich,
	        
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