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an einer Handelshochschule und eine ein- bis zweijährige Praxis nach
zuweisen haben. Über die Art der richtigen Ausbildung dieser Lehrer
herrschen noch die verschiedensten Ansichten, insbesondere was den
Wert der Praxis anbelangt, und dies ist sehr natürlich, weil gerade
die Art der Praxis in ihrer Wichtigkeit für die Zukunft des angehenden
Lehrers ■ sehr verschieden sein kann. Wenn die Praxis in einem sehr
untergeordneten Wirkungskreise, wie dies gewöhnlich bei Volontären
und Anfängern der Fall ist, besteht, wobei der Betreffende nie zur
selbständigen Thätigkeit und zum Überblick über die Geschäftsführung
gelangt, so unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass der Nutzen der
Praxis ein verhältnismäßig geringer ist; trotzdem aber wird dem Lehr-
amtscandidaten vieles in praktischer Hinsicht klarer werden, was ihm
an der Hochschule nicht so anschaulich vorgeführt werden konnte, und
er wird vor allem das für seine zukünftige Thätigkeit bedeutendste
Princip schätzen lernen, «dass in der kaufmännischen Praxis die
genaueste Beachtung aller Vorkommnisse und Details zu den wich
tigsten Aufgaben der Geschäftsführung gehört». Es kann ihm auch in
der Theorie nie die praktische Bedeutung der verschiedenen Disciplinen
für den Kaufmann überzeugend vor Augen treten. Endlich lässt sich
noch ein Moment der Praxis, nämlich das Ineinandergreifen der ver
schiedenen Thätigkeiten und die Anwendung des erworbenen Wissens
im Geschäftsverkehr sehr schwer anders als im Geschäfte vorführen.
Fis ergibt sich daraus, dass es für die Candidaten des Lehramtes für
die Handelsfächer vor allem darauf ankommt, in ein geeignetes Geschäft
auf den richtigen Posten zu kommen, und das ist allerdings nur
selten der Fall. Hiezu kommt aber auch noch der Umstand, dass der
Candidat nicht nur ein Geschäft, sondern womöglich mehrere Geschäfts
betriebe verschiedenen Umfanges und verschiedener Art kennen lernen
soll, um den richtigen Fanblick in das Getriebe, die richtige Wert
schätzung für die verschiedenen Disciplinen und größere Erfahrung zu
gewinnen. Der Schreiber dieses hat schon frühzeitig sich für den Lehr
beruf entschieden und daher nach einem genau vorbereiteten Plan ge
handelt, der allerdings nur selten durchgeführt werden kann. Derselbe
hat nach Absolvierung seiner Studien an der Mittelschule und Handels
akademie Vorlesungen an der Universität und Technik gehört, hat
sodann in einem größeren Detailgeschäft der Colonial- und Manufactur-
warenbranche gewirkt und ist hierauf als Volontär in einem Fabriks
hause, welches viele Filialen und mehrere Fabriken besaß und sowohl
Import als Fixport, Groß- und Detailhandel betrieben hat, thätig gewesen.
Danach hat er über ein Jahr die Führung der Buchhaltung und Correspon-
denz, zeitweise auch des übrigen Theiles eines kleineren Fixport- und
Fabriksgeschäftes übernommen. Fis empfiehlt sich sehr, eine ähnliche
Reihenfolge einzuhalten, besonders eine praktische Thätigkeit in zwei
bis drei verschiedenen Betrieben, weil der Lehramtscandidat sonst zu
einseitige Begriffe von der Praxis erhalten würde.
Es muss aber entschieden als ein Mangel angesehen werden, wenn
der Lehrer der kaufmännischen Fächer die Praxis erst gelegentlich,