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Die Handelsschulen sind in allen Staaten, in welchen sie nicht
staatliche Anstalten sind, in dieser Hinsicht auf vier verschiedene
Möglichkeiten angewiesen. Ist ein großer Überfluss an Lehramtscan-
didaten für Mittelschulen vorhanden, so werden sie selbstverständlich
genügend geprüfte, wenn auch nicht die besten Bewerber erhalten können.
Sind die Lehramtscandidaten in beschränkter oder ungenügender Zahl
zur Verfügung, so kann eine Handelsschule zwar vorübergehend einen aus
gezeichneten Lehrer acquirieren, der aber gewiss trachten wird, möglichst
bald an eine Staatsanstalt zu kommen, oder die Handelsschule wird
bei der Bestellung ein Auge zudrücken müssen, entweder was die Voll
ständigkeit der Approbation oder andere Umstände betrifft. In neuerer
Zeit helfen sich die Handelsschulen auch dadurch, dass sie ihre Lehr
kräfte aus dem Auslande nehmen, wenn dort eine über den Bedarf
gehende Anzahl vorhanden ist.. Nur wenigen großen Anstalten ist es
vergönnt, durch höhere Gehalte oder andere besondere Vortheile aus
gezeichnete Lehrkräfte für diese Fächer auf die Dauer zu erhalten.
Wenn daher, auch zugegeben werden muss, dass der Kaufmannschaft
stets ein gewisser Einfluss auf die Handelsschulen zugestanden werden
soll, , so spricht doch auch dieser Umstand deutlich dafür, dass die
Handelsschulen nicht private oder locale Unternehmungen sein sollen.
Der Einfluss der Kaufmannschaft auf den Unterricht in den Handels
schulen, wie er heute besteht, kann unbestritten auch bei staatlichen
Anstalten bestehen und sich dann vielleicht häufiger in Thatsachen
äußern, da die unvermeidliche Geldfrage dann für die Kaufmannschaft
gewiss weniger in Betracht kommt, die bei privaten oder localen
Anstalten oft sehr wichtige und vortheilhafte Maßnahmen unmöglich macht.
Bezüglich der Fertigkeiten bestehen dieselben Verhältnisse, wie
an niederen Handelsschulen.
Die Lehrkräfte für die Handelshochschule müssten durchaus
die Ablegung der höchsten Prüfungen, ein drei- bis vierjähriges Hoch
schulstudium und eine größere wissenschaftliche Leistung nachweisen.
Als geeignete Mittel zur Ausbildung von Lehrkräften für
Handelslehranstalten erscheinen daher nach den bisherigen Untersuchungen
zusammengefasst:
1. Eine Handelshochschule mit einem Lehrerseminar;
2. Fachcurse zur Heranbildung von Lehrern für kaufmännische
F ortbildungsschulen.
Durch diese Einrichtungen würde das Plandelsschulwesen seine
weitere Ausgestaltung erhalten. Neben der Ausbildung wären auch die
angeführten Maßnahmen zur Weiterbildung der Lehrkräfte durchzufüliren.
XII.
Die Handelshochschule als Bildungsstätte für Handelslehrer.
An der Handelshochschule hätten in erster Linie die Lehrkräfte
für die commercielle, sprachliche und technische Gruppe ihre Ausbildung