Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

169 
Die Handelsschulen sind in allen Staaten, in welchen sie nicht 
staatliche Anstalten sind, in dieser Hinsicht auf vier verschiedene 
Möglichkeiten angewiesen. Ist ein großer Überfluss an Lehramtscan- 
didaten für Mittelschulen vorhanden, so werden sie selbstverständlich 
genügend geprüfte, wenn auch nicht die besten Bewerber erhalten können. 
Sind die Lehramtscandidaten in beschränkter oder ungenügender Zahl 
zur Verfügung, so kann eine Handelsschule zwar vorübergehend einen aus 
gezeichneten Lehrer acquirieren, der aber gewiss trachten wird, möglichst 
bald an eine Staatsanstalt zu kommen, oder die Handelsschule wird 
bei der Bestellung ein Auge zudrücken müssen, entweder was die Voll 
ständigkeit der Approbation oder andere Umstände betrifft. In neuerer 
Zeit helfen sich die Handelsschulen auch dadurch, dass sie ihre Lehr 
kräfte aus dem Auslande nehmen, wenn dort eine über den Bedarf 
gehende Anzahl vorhanden ist.. Nur wenigen großen Anstalten ist es 
vergönnt, durch höhere Gehalte oder andere besondere Vortheile aus 
gezeichnete Lehrkräfte für diese Fächer auf die Dauer zu erhalten. 
Wenn daher, auch zugegeben werden muss, dass der Kaufmannschaft 
stets ein gewisser Einfluss auf die Handelsschulen zugestanden werden 
soll, , so spricht doch auch dieser Umstand deutlich dafür, dass die 
Handelsschulen nicht private oder locale Unternehmungen sein sollen. 
Der Einfluss der Kaufmannschaft auf den Unterricht in den Handels 
schulen, wie er heute besteht, kann unbestritten auch bei staatlichen 
Anstalten bestehen und sich dann vielleicht häufiger in Thatsachen 
äußern, da die unvermeidliche Geldfrage dann für die Kaufmannschaft 
gewiss weniger in Betracht kommt, die bei privaten oder localen 
Anstalten oft sehr wichtige und vortheilhafte Maßnahmen unmöglich macht. 
Bezüglich der Fertigkeiten bestehen dieselben Verhältnisse, wie 
an niederen Handelsschulen. 
Die Lehrkräfte für die Handelshochschule müssten durchaus 
die Ablegung der höchsten Prüfungen, ein drei- bis vierjähriges Hoch 
schulstudium und eine größere wissenschaftliche Leistung nachweisen. 
Als geeignete Mittel zur Ausbildung von Lehrkräften für 
Handelslehranstalten erscheinen daher nach den bisherigen Untersuchungen 
zusammengefasst: 
1. Eine Handelshochschule mit einem Lehrerseminar; 
2. Fachcurse zur Heranbildung von Lehrern für kaufmännische 
F ortbildungsschulen. 
Durch diese Einrichtungen würde das Plandelsschulwesen seine 
weitere Ausgestaltung erhalten. Neben der Ausbildung wären auch die 
angeführten Maßnahmen zur Weiterbildung der Lehrkräfte durchzufüliren. 
XII. 
Die Handelshochschule als Bildungsstätte für Handelslehrer. 
An der Handelshochschule hätten in erster Linie die Lehrkräfte 
für die commercielle, sprachliche und technische Gruppe ihre Ausbildung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.