Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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Bildung, bezüglich des Correspondenzunterrichtes und eines großen 
Theiles der Lectüre aber reiner Fachunterricht, und in dieser 
Hinsicht auch bereits an und für sich Fachgegenstand. 
Dem Unterrichte in den modernen Sprachen ist an den kauf 
männischen Lehranstalten eine ähnliche Stellung einzuräumen, wie sie 
der Unterricht in den alten Sprachen an den Gymnasien innehat. 
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die modernen Sprachen bei 
genügender Stundenzahl und richtigem Vorgang fast dieselben Bildungs 
resultate ergeben müssen, wie die classischen Sprachen. Dieser Auf 
gabe des Sprachunterrichtes an Handelsschulen sollte noch viel größere 
Aufmerksamkeit zugewendet werden. 
Wichtig ist selbstverständlich, dass die Schüler in den Fremd 
sprachen die moderne Sprache, wie sie jetzt gesprochen wird, kennen 
lernen. Wenn die übrigen Lehrkräfte die besondere Eignung hiefür 
besitzen, ist es nur wünschenswert, dass dieselben nach Möglichkeit 
den Unterricht in den fremden Sprachen unterstützen, indem sie die 
selbe in ihren Unterrichtsstunden, aber nur bei Wiederholungen 
des Stoffes, Übungsvorträgen, schriftlichen Arbeiten etc. zur 
Anwendung bringen, nicht in ihrem Vortrage, da dies für die sprachlich 
weniger geschulten Hörer eine ungerechte Erschwerung des Unterrichtes 
bedeutet. In Classen, die in sprachlicher Hinsicht homogen zusammen 
gesetzt und sehr gut vorgebildet sind, ist nichts dagegen einzuwenden, 
wenn der Lehrer diesen Versuch von Zeit zu Zeit unternimmt und 
sich stets dabei überzeugt, dass alle Zuhörer folgen können; dies be 
deutet aber einen großen Kraft- und Zeitaufwand, der nicht überall 
möglich ist. 
Wenn wir nun den Unterricht in den Fremdsprachen an Handels 
lehranstalten bezüglich des nothwendigen Zeitausmaßes betrachten, so 
müssen wir eine wöchentliche Stundenzahl von vier bis fünf Stunden als 
Minimum hiefür zugrunde, legen. Wir können den Gesammtunterricht 
in vier Theile zerlegen, die ich stets auch vor Anregung der vier- 
classigen Schulen unterschieden habe, und die auch bei jedem voll 
ständigen Unterrichte vorhanden sein sollen, also auch z. B. in den 
zweiclassigen Handelsschulen. Die sogenannte Vorbereitungsclasse bleibt 
dabei ganz außer Betracht. 
Auf der untersten Stufe sollte die Grammatik in Verbindung 
mit Lectüre, anschließender kurzer Conversation und Über 
setzungen aus der Fremdsprache in die Muttersprache möglichst 
ohne jede Berücksichtigung der handelsfachlichen Richtung zur Grund 
lage des Unterrichtes gemacht werden. 
Die gründliche Kenntnis der Grammatik muss als unbe 
dingtes Erfordernis bezeichnet werden, wenn der Lernende die Sprache 
nicht dilettantenhaft treiben will, Die Grammatik ist das Skelet einer 
Sprache, und der Schüler muss ihre Hauptschwierigkeiten bereits hinter 
sich haben, bevor er an einen halbwegs freien Gebrauch der Sprache 
denken kann. Der grammatische Unterricht muss also -— und zwar 
gerade auf den unteren Stufen -— gründlich betrieben werden, denn
	        
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