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dieser Hinsicht geboten wurde; als die erste derselben nahm die
städtische höhere Handelsschule in Aussig a. E. thätigen Antheil
an- dieser Reform. Von größter Bedeutung war auch die dabei erfolgende
Herabsetzung der Maximalzahl der Schüler einer Chasse auf 65 40.
Der Director der Aussiger Schule, kais. Rath Friedrich Scubitz,
hat insbesondere die Organisation, die Lehreinrichtungen und den metho
dischen Vorgang in den Handelsfächern an dieser Anstalt ausgestaltet.
Eine 'weitere Reform, die Errichtung von zweiclassigen
Handelsschulen (Wels, Gablonz a. N., Ieplitz, Brüx, Melnik etc.) auf
Grund des im Ministerium für Cultus und Unterricht ausgearbeiteten
Normallehrplanes, entsprach ganz entschieden einem dringenden Bedürf
nisse, welchem auch der Lehrplan in richtiger Weise angepasst war.
Diese Schulen hätten eine große Zukunft gehabt, wenn — das Einjährig-
Freiwilligenrecht nicht anderen Schulen verliehen wäre, wodurch
die Eltern sich lieber für ein dreijähriges Studium, das ein so bedeutendes
Vorrecht verleiht, entscheiden. Wäre diesen zweiclassigen Handelsschulen,
die an den meisten Orten den Anforderungen der praktischen Kauf
mannswelt entsprechen können, irgend eine besondere Berechtigung
verliehen worden, so würde die vorauszusehende und vorausgesagte
Erscheinung nicht eingetreten sein, dass fast alle diese Schulen mit
grosser Anstrengung darnach strebten, höhere Handelsschulen zu werden.
Die Verleihung irgend einer Berechtigung für die Absolventen zweiclassiger
Handelsschulen scheint leider unerreichbar zu sein.
Die Organisation und der Lehrplan dieser Anstalten wurden vom
Auslande zum Theile angenommen und haben sich in. solchen Ländern, in
welchen die allgemeine Heeresdienstpflicht nicht besteht, bestens bewährt.
In dem letzten Jahrzehnt wurden als Folge dieser Reformen eine
ganze Reihe von Lehr b ü c h c r n für Handelsschulen veröffentlicht,
die zusammen einen vollständigen Schulbücherapparat ergeben, der nur
bezüglich der Anstalten mit nichtdeutscher Unterrichtssprache noch einiger
Ergänzungen bedarf.
Das Endziel dieser Reformbestrebungen ergibt sich m der
Denkschrift des Regierungsrath es Professors Dr. Karl Zehden für die
drei Typen der commerciellen Lehranstalten wie folgt:
1.. F o r t b il d u n g s s c h u 1 e n mit 8 Wochenstunden als Zwangsschulen
an möglichst vielen Plätzen. Die Chefs wären auf das strengste zu ver
halten, ihren Lehrlingen die Wohlthat dieser Schule zukommen zu lassen.
2. Zweiclassige Tagesschulen mit einer Vorbereitungs-
classe in allen Provinzhauptstädten, sowie an allen bedeutenden In
dustrie- und Handelsplätzen. .
Ihre Absolventen werden vielbegehrte Praktikanten sein, weil sie
keine Fortbildungsschule zu besuchen brauchen, also ganz dem Ge
schäfte zur Disposition stehen, ferner weil sic vom ersten tage an
comptoiristische Arbeiten besorgen können.
Das, was sie in den Geschäften lernen wollen und sollen, ist die
praktische Seite des Geschäftes, die 1 heorie bringen sie mit. Darum
sind sie an Wert nicht zu vergleichen mit den Lehrlingen unserer