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da nicht selten überaus ungezogene und der menschlichen Gesellschaft
gefahrdrohende Elemente einerseits den Unterricht unliebsam stören,
andererseits hier noch durch geeignete Mittel besserungsfähig
wären, wofür öffentliche Erziehungsanstalten bestehen sollten.
14. Besonderes Gewicht ist auf die Heranbildung ent
sprechender Lehrkräfte zu legen. Die an den kaufmännischen Fort
bildungsschulen angestellten Lehrkräfte sollten mindestens einen hiefür
eingerichteten Curs besucht haben, und in den großen Städten wäre
schon infolge des stärkeren Wettbewerbes der Lehrer und der gerechter
erscheinenden Entscheidung die Möglichkeit, die Ablegung einer be
sonderen Befähigungsprüfung zu verlangen, gegeben.
15. Die an den kaufmännischen Fortbildungsschulen beschäftigten
Lehrkräfte hätten wenigstens eine kurze praktische Verwendung
in einem der Geschäfte des betreffenden Ortes als Volontäre anzustreben,
um die Bedürfnisse der localen Praxis in den Details kennen zu lernen.
Durch die Durchführung dieser Grundsätze würde das kauf
männische Eortbildungsschulwesen auf jene Stufe gehoben werden, welche
den gegenwärtigen Anforderungen voll entspricht. So oft musste ich
hören, dass unser kaufmännischer Nachwuchs, insbesondere für das Detail
geschäft — welches hier am meisten in Betracht kommt — nichts
tauge und dem Stande nur Unehre machen könne, und häufig habe
ich mich selbst durcli die Erfahrung überzeugt, dass die Kaufmanns
lehrlinge in der Praxis von eigentlich kaufmännischen Angelegenheiten
viel weniger lernen, als irgend ein gewerblicher Lehrling von seinem
gewerblichen Betrieb, denn eine sehr große Zahl dieser Jünglinge wird
als Hausdiener verwendet und muss nicht selten erst nach der Frei
sprechung als Commis zu lernen anfangen. Präcisere und strengere Be
stimmungen über die Haltung von Handelslehrlingen würden das An
sehen und die Lage des gesammten Standes heben — aber leider sind
viele Kaufleute selbst die ärgsten Gegner davon oder besser gesagt, sie
sind alle für die Hebung des Standes, aber der Einzelne soll nicht-mit
zuheben brauchen, das soll womöglich — die Regierung allein ohne Schädi
gung der Privatinteressen besorgen. Die Klagen, dass die Angestellten nicht
denken, würden gewiss geringer werden, wenn den Lehrlingen mehr Zeit
und Gelegenheit zur Schulung im Denken gegeben würde, und das erfolgt
am besten in einer guten Fortbildungsschule. Wenn ich mir da oft das
Schülermaterial betrachtet habe, so war ich unwillkürlich im Zweifel,
ob ich den Lehrherrn mehr bedauern soll, den späteren Chef des Be
treffenden oder seinen Lehrer; solche Elemente würden durch die ge
machten Vorschläge wenigstens von der Wahl des kaufmännischen Berufes
abgehalten oder hievon ausgeschlossen und die Kaufleute dadurch in den
Stand gesetzt werden, ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung
durch vermehrte geschäftliche und allgemeine Tüchtigkeit zu heben.
Zum besseren Verständnis des Ergebnisses der Reformen auf dem
Gebiete des kaufmännischen Fortbildungsschulwesens sollen nun der
älteste Lehrplan und der gegenwärtige Normallehrplan für diese An
stalten zum Zwecke des Vergleiches gegenübergestellt werden: