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«Euere k. und k. Hoheit erlaube ich mir in den Räumen des
österreichischen Handels-Museums ehrfurchtsvoll willkommen zu heißen.
Ich bin glücklich, Euere k. und k. Hoheit an einer Stätte begrüßen
zu dürfen, die das schönste Denkmal darstellt für die segensvolle
Thätigkeit des hochseligen Vaters Euerer k. und k. Hoheit weiland des
Herrn Erzherzogs Carl Ludwig auf dem Gebiete der Förderung von
Handel und Industrie. Das Handels-Museum dient dem öffentlichen
Wohle; es strebt seit seinem Bestände nur nach dem Ziele, Österreich
mit den Erscheinungen am Weltmärkte bekannt und vertraut zu machen
und dessen productive Kreise anzuregen, sich an dem großen Wett
bewerbe der Handelsnationen lebhaft zu betheiligen. Euere k. und k.
Hoheit haben Zeit und Mühen nicht gescheut, sich anlässlich einer
Weltreise davon persönlich zu überzeugen, w r ohin unser Außenhandel
schon gedrungen ist, und sich durch eigene Anschauung ein Urtheil
über dessen Entwicklungsfähigkeit und Unterstützungsbedürftigkeit zu
bilden. Euere k. und k. Hoheit sind daher nicht bloß unser gnädigster
Protector, sondern auch wie Höchstderen Reisewerk auf jeder Seite
darthut — unser fachkundiger, geistiger Führer.
Wir bemühen uns — fern von den Tagesströmungen stehend —
unsere Dienste ohne Rücksicht auf Nationalität und Confession, Capitals-
kraft und Betriebsform jedem zu leihen, der mit sachgemäßen Wünschen
an uns herantritt. Wenn wir auch leider erkennen müssen, dass unsere
wirtschaftliche Entwicklung vielfach zurückgeblieben ist, so spornt uns
dies nur an, um so dringender zu energischer, rastloser Arbeit zu
mahnen, und wenn leidiger Parteistreit derlei Mahnrufe zu übertönen
droht, so werden wir um so nachhaltiger alle heimischen producierenden
Elemente aneifern, dem Reiche auch auf wirtschaftlichem Gebiete die
ihm gebürende Stellung zu erringen.
Dieser Aufgabe können wir aber nur dann gerecht werden, wenn
wir auch ferner auf thatkräftige Mitarbeit unserer Mitglieder zählen
können, wenn uns die so dankenswerte Unterstützung der hohen Re
gierung in einem dem stets wachsenden Geschäftsumfange des Handels-
Museums entsprechenden Maße auch für die Zukunft gesichert bleibt
- vor allem aber, wenn wir uns nach wie vor des gnädigsten Schutzes
unseres durchlauchtigsten Herrn Protectors erfreuen dürfen. Ich bitte
Euere k. und k. Hoheit, den tiefgefühltesten Dank für das Erscheinen
in unserer Mitte an diesem Gedenktage entgegennehmen und dem
Handels-Museum die bisherige unschätzbare Huld auch fernerhin be
wahren zu wollen.»
Seine kaiserliche und königliche Hoheit erwiderte hierauf:
«Mit Freude bin ich der Einladung gefolgt, die mich an eine
Stätte führen soll, welcher die Erinnerung an meinen seligen Vater
für mich besondere Weihe verleiht und die mir Gelegenheit bietet,
mich gerade hier zu eben jenen Traditionen zu bekennen, welchen
mein seliger Vater zeitlebens thatkräftigen Ausdruck gegeben hat.