Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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Bezüglich dieser Anstalten würden folgende Änderungen einer ein 
gehenden Discussion und Würdigung wert erscheinen: 
1. Erlangung der Berechtigung der Absolventen, dass sie — 
eine gute Conduite und genügende militärische Ausbildung vorausgesetzt 
— bei Ableistung ihres dreijährigen Militärdienstes nach dem zweiten 
fahre beurlaubt werden können. Diese wichtigste Reform hängt leider 
nicht von dem direct interessierten Ministerium ab und ist trotz viel 
facher Bemühungen bis heute nicht zu erreichen gewesen. Die Gründe 
sind allerdings leicht verständlich, da dies weitere ähnliche Ausnahms 
berechtigungen nach sich ziehen würde. 
2. Die Erlernung einer fremden oder der Landessprache 
sollte nicht absolut, sondern nur — nach erfolgter Entscheidung der 
Eltern — relativ obligat sein, wie dies von manchen Anstalten 
bereits gehandhabt wird und eigentlich dem Wortlaut des Normallehr 
planes zu entsprechen scheint, während andere Schulen jeden ordent 
lichen Schüler zur Erlernung einer Fremdsprache verhalten. 
3. Der Unterrichtssprache wäre im zweiten Jahrgange noch 
eine weitere Wochenstunde zuzuweisen, wogegen Handels- und 
Wechselkunde in beiden Classen mit je drei Stunden wöchentlich 
genügend bedacht erscheint. 
4. Sehr unangenehm macht sich nach meinen mehrjährigen Er 
fahrungen an diesen Schulen der Umstand geltend, dass die Anforde 
rungen im Vorbereitungscurse — auch mit Rücksicht auf die 
wöchentliche Stundenzahl (23 gegen 34) — gegenüber dem Unterrichts 
stoffe in den folgenden Jahren viel zu gering sind und die Schüler 
nicht auf das Niveau der Bürgerschüler heben können, mit denen sie 
in Anbetracht der Möglichkeit, dass Absolventen von Bürgerschulen in 
die erste Classe direct aufgenommen werden können, auf gleicher Stufe 
stehen sollten, wenigstens soweit dies sich im folgenden Unterricht ein 
flussreich erweist. Zur Abhilfe dieses Nachtheiles würde sich empfehlen 
5. die Einführung der Geschichte in der Vorbereitungsclasse 
mit zwei bis drei Stunden wöchentlich, wofür der bei geschickter 
Unterrichtsführung große Einfluss auf die Charakterbildung und die 
Erweiterung der für den Kaufmann jeder Kategorie so nöthigen all 
gemeinen Bildung genügende unterstützende Gründe bilden dürften. 
6. Zur weiteren Ergänzung des Lehrplanes der Vorbereitungsclasse 
müssen Algebra und Geometrie mit mindestens zwei bis drei Stunden 
pro Woche empfohlen werden. Diese in Gablonz a. N. während meiner 
dortigen Lehrthätigkeit versuchsweise durchgeführte Erweiterung des 
Lehrplanes hat sich als sehr vortheilhaft in Bezug auf die Schulung des 
logischen Denkens und der Auffassung erwiesen. Durch die Aufnahme 
der beiden angeführten Fächer würden sich im Vorbereitungscurse 
ebenfalls 26-—28 Lehrstunden pro Woche ergeben, also ebensoviel, als 
die obligaten Fächer in der ersten und zweiten Gasse ausmachen. 
7. Fast undurchführbar und daher in der Praxis anders gestaltet 
erscheint die große Menge der schriftlichen Hausarbeiten an 
diesen Schulen. Besonders in der Unterrichtssprache sind allwöchentliche
	        
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