36
Bezüglich dieser Anstalten würden folgende Änderungen einer ein
gehenden Discussion und Würdigung wert erscheinen:
1. Erlangung der Berechtigung der Absolventen, dass sie —
eine gute Conduite und genügende militärische Ausbildung vorausgesetzt
— bei Ableistung ihres dreijährigen Militärdienstes nach dem zweiten
fahre beurlaubt werden können. Diese wichtigste Reform hängt leider
nicht von dem direct interessierten Ministerium ab und ist trotz viel
facher Bemühungen bis heute nicht zu erreichen gewesen. Die Gründe
sind allerdings leicht verständlich, da dies weitere ähnliche Ausnahms
berechtigungen nach sich ziehen würde.
2. Die Erlernung einer fremden oder der Landessprache
sollte nicht absolut, sondern nur — nach erfolgter Entscheidung der
Eltern — relativ obligat sein, wie dies von manchen Anstalten
bereits gehandhabt wird und eigentlich dem Wortlaut des Normallehr
planes zu entsprechen scheint, während andere Schulen jeden ordent
lichen Schüler zur Erlernung einer Fremdsprache verhalten.
3. Der Unterrichtssprache wäre im zweiten Jahrgange noch
eine weitere Wochenstunde zuzuweisen, wogegen Handels- und
Wechselkunde in beiden Classen mit je drei Stunden wöchentlich
genügend bedacht erscheint.
4. Sehr unangenehm macht sich nach meinen mehrjährigen Er
fahrungen an diesen Schulen der Umstand geltend, dass die Anforde
rungen im Vorbereitungscurse — auch mit Rücksicht auf die
wöchentliche Stundenzahl (23 gegen 34) — gegenüber dem Unterrichts
stoffe in den folgenden Jahren viel zu gering sind und die Schüler
nicht auf das Niveau der Bürgerschüler heben können, mit denen sie
in Anbetracht der Möglichkeit, dass Absolventen von Bürgerschulen in
die erste Classe direct aufgenommen werden können, auf gleicher Stufe
stehen sollten, wenigstens soweit dies sich im folgenden Unterricht ein
flussreich erweist. Zur Abhilfe dieses Nachtheiles würde sich empfehlen
5. die Einführung der Geschichte in der Vorbereitungsclasse
mit zwei bis drei Stunden wöchentlich, wofür der bei geschickter
Unterrichtsführung große Einfluss auf die Charakterbildung und die
Erweiterung der für den Kaufmann jeder Kategorie so nöthigen all
gemeinen Bildung genügende unterstützende Gründe bilden dürften.
6. Zur weiteren Ergänzung des Lehrplanes der Vorbereitungsclasse
müssen Algebra und Geometrie mit mindestens zwei bis drei Stunden
pro Woche empfohlen werden. Diese in Gablonz a. N. während meiner
dortigen Lehrthätigkeit versuchsweise durchgeführte Erweiterung des
Lehrplanes hat sich als sehr vortheilhaft in Bezug auf die Schulung des
logischen Denkens und der Auffassung erwiesen. Durch die Aufnahme
der beiden angeführten Fächer würden sich im Vorbereitungscurse
ebenfalls 26-—28 Lehrstunden pro Woche ergeben, also ebensoviel, als
die obligaten Fächer in der ersten und zweiten Gasse ausmachen.
7. Fast undurchführbar und daher in der Praxis anders gestaltet
erscheint die große Menge der schriftlichen Hausarbeiten an
diesen Schulen. Besonders in der Unterrichtssprache sind allwöchentliche