Hausarbeiten, ohne nähere Angabe des Charakters derselben, praktisch
undenkbar, da gerade die Vorbesprechungen, Ausarbeitung, die Er
örterungen über die abgelieferten Arbeiten am wichtigsten sind und
3 Wochenstunden in Anspruch nehmen würden. Der Lehrplan hätte dem
nach die Weisung zu enthalten, dass diese Arbeiten theils grammatische,
theils nacherzählende, Dispositions- u. a. kürzere Aufgaben umfassen sollen.
8. Unzweckmäßig erscheint die Anfertigung der in der Schule ausge
arbeiteten Correspondenzstücke in Reinschrift als Hausaufgaben. Wenn
dies auch vielleicht zum Theil strafweise in der ersten Classe am Beginne
des Unterrichtes vortheilhaft sein dürfte, so ist die spätere Übung
dieses Vorganges verwerflich, weil der Schüler dadurch zur Unauf
merksamkeit während des Unterrichtes, zur Denkfaulheit bei seinen
häuslichen Arbeiten, zum Abschreiben der Briefe talentierter Kameraden
und zum schleuderhaften Arbeiten in der Schule angeregt wird. Jedes
kaufmännische Schriftstück soll sofort in Reinschrift an
gefertigt werden, als Hausarbeiten sind nach Correctur der
in der Schule ausgeführten Arbeiten ähnliche Aufgaben zur
selbständigen Ausarbeitung zu geben. Dadurch entstehen zwar
keine Ausstellungsarbeiten, aber der Schüler lernt mehr; die Form soll
nur Mittel zum Zweck, aber nicht Selbstzweck sein.
9. Die Forderung, «dass selbstverständlich alle auf den Buch
haltungs-Geschäftsgang bezüglichen Schriftstücke ausgearbeitet werden»,
erscheint zu weitgehend, da die oftmalige Wiederholung gerade der
einfachsten Ausarbeitungen nur Zeit und Papierverschwendung bedeuten
würde. Der Umfang dieser Arbeiten sollte ganz dem Ermessen des
Lehrers überlassen bleiben.
10. Auch die körperliche Ausbildung der Schüler sollte in
diesem Lehrplane Berücksichtigung finden.
Sri
Neben den zweiclassigen Handelsschulen würden wir aber auch
noch sehr für die Anfügung von einjährigen commerciellen Fach-
cursen an Bürgerschulen, höheren Handelsschulen, Mittel
schulen oder auch gewerblichen Fachschulen in Orten von circa
5000—15.000 Einwohnern plaidieren, deren Besuch den betreffenden
Absolventen von dem Fortbildungsschulzwange befreien müsste.
Dieser Vorschlag beruht auf einer mehrfachen Begründung, da
einerseits die für den kleinen und mittleren Handel als Vorbereitung
gedachten zweiclassigen Handelsschulen in vielen Orten gerade von den
späteren Angehörigen dieses Standes nicht besucht werden, sondern
die Absolventen meist als Comptoiristen bei größeren Geschäften, Spar-
cassen, Banken etc. Stellungen finden wollen. Sie fühlen sich leider
nicht geeignet, nunmehr ihre praktische Laufbahn hinter dem Laden
tische anzutreten, und ziehen fast immer einen Schreiberposten mit
den geringsten Avancementaussichten einer Stellung im praktischen