Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

Hausarbeiten, ohne nähere Angabe des Charakters derselben, praktisch 
undenkbar, da gerade die Vorbesprechungen, Ausarbeitung, die Er 
örterungen über die abgelieferten Arbeiten am wichtigsten sind und 
3 Wochenstunden in Anspruch nehmen würden. Der Lehrplan hätte dem 
nach die Weisung zu enthalten, dass diese Arbeiten theils grammatische, 
theils nacherzählende, Dispositions- u. a. kürzere Aufgaben umfassen sollen. 
8. Unzweckmäßig erscheint die Anfertigung der in der Schule ausge 
arbeiteten Correspondenzstücke in Reinschrift als Hausaufgaben. Wenn 
dies auch vielleicht zum Theil strafweise in der ersten Classe am Beginne 
des Unterrichtes vortheilhaft sein dürfte, so ist die spätere Übung 
dieses Vorganges verwerflich, weil der Schüler dadurch zur Unauf 
merksamkeit während des Unterrichtes, zur Denkfaulheit bei seinen 
häuslichen Arbeiten, zum Abschreiben der Briefe talentierter Kameraden 
und zum schleuderhaften Arbeiten in der Schule angeregt wird. Jedes 
kaufmännische Schriftstück soll sofort in Reinschrift an 
gefertigt werden, als Hausarbeiten sind nach Correctur der 
in der Schule ausgeführten Arbeiten ähnliche Aufgaben zur 
selbständigen Ausarbeitung zu geben. Dadurch entstehen zwar 
keine Ausstellungsarbeiten, aber der Schüler lernt mehr; die Form soll 
nur Mittel zum Zweck, aber nicht Selbstzweck sein. 
9. Die Forderung, «dass selbstverständlich alle auf den Buch 
haltungs-Geschäftsgang bezüglichen Schriftstücke ausgearbeitet werden», 
erscheint zu weitgehend, da die oftmalige Wiederholung gerade der 
einfachsten Ausarbeitungen nur Zeit und Papierverschwendung bedeuten 
würde. Der Umfang dieser Arbeiten sollte ganz dem Ermessen des 
Lehrers überlassen bleiben. 
10. Auch die körperliche Ausbildung der Schüler sollte in 
diesem Lehrplane Berücksichtigung finden. 
Sri 
Neben den zweiclassigen Handelsschulen würden wir aber auch 
noch sehr für die Anfügung von einjährigen commerciellen Fach- 
cursen an Bürgerschulen, höheren Handelsschulen, Mittel 
schulen oder auch gewerblichen Fachschulen in Orten von circa 
5000—15.000 Einwohnern plaidieren, deren Besuch den betreffenden 
Absolventen von dem Fortbildungsschulzwange befreien müsste. 
Dieser Vorschlag beruht auf einer mehrfachen Begründung, da 
einerseits die für den kleinen und mittleren Handel als Vorbereitung 
gedachten zweiclassigen Handelsschulen in vielen Orten gerade von den 
späteren Angehörigen dieses Standes nicht besucht werden, sondern 
die Absolventen meist als Comptoiristen bei größeren Geschäften, Spar- 
cassen, Banken etc. Stellungen finden wollen. Sie fühlen sich leider 
nicht geeignet, nunmehr ihre praktische Laufbahn hinter dem Laden 
tische anzutreten, und ziehen fast immer einen Schreiberposten mit 
den geringsten Avancementaussichten einer Stellung im praktischen
	        
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