Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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dienst der Unterrichtsverwaltung, dass sie dieses Hindernis für die 
meisten Anstalten durch die in Aussicht gestellten entsprechend er 
höhten Subventionen beseitigt hat. 
Alle ehrlich denkenden Fachleute müssen zugeben, dass mit dem 
bisher in diese Schulen eintretenden Durchschnitts-Schülermaterial ins 
besondere in den Sprachen und in den commerziellen Fächern in den 
drei Jahren nicht immer jener Grad der Reife erreicht werden konnte, 
welchen die Praxis als Grundlage fordert. Der Mangel an genügend 
intensiver Übung tritt scharf zutage. Die Absolventen haben einen 
Begriff von den gelehrten Gegenständen, aber sie beherrschen sie nicht. 
Nun kennt aber der praktische Kaufmann nur zwei Grade der Ver 
wendbarkeit erworbener Kenntnisse, nämlich den Anforderungen «ent 
sprechend» oder «nicht entsprechend». In der Schule wird der Lehrer 
nur zu leicht verleitet, in schlechten Classen Schüler, die nur wegen 
der besonders geringen Leistungen der übrigen hervorragen, besser 
zu classiücieren, als die Praxis dann später zugeben kann. Die höheren 
Handelsschulen sollen daher zu vierclassigen Anstalten erweitert werden. 
Die Grundform des Lehrplanes war in der mehrerwähnten Schrift 
des Regierungsrathcs Prof. Dr. Karl Zeh den gegeben. Die Organisation 
konnte mit wenigen Veränderungen von den dreiclassigen Schulen 
übernommen werden, so blieb nur das Detail des Lehrstoffes übrig zur 
Ausgestaltung, und da haben sich die einzelnen Anstalten bemüht, 
unter Zugrundelegung des Gerippes localen Forderungen zu entsprechen. 
Das hohe Unterrichtsministerium hat gegen die Durchführung der 
vorgelegten Lehrpläne principiell keine Einwendungen erhoben, aus 
gehend von der Erkenntnis, dass die Handelsschulen ganz verschiedenen 
Bedürfnissen entsprechen, und dass in dieser Hinsicht erst Erfahrungen 
gesammelt werden müssen. Diese Anschauung ist vollkommen berechtigt und 
wird nur erfordern, dass aus den später anzuführenden Gründen nach einiger 
Zeit die gesammelten Erfahrungen einheitlich verwertet werden. 
Die Umwandlung der höheren Handelsschulen in vierclassige 
Anstalten bedeutet sachlich einen Fortschritt — aber nur unter der 
Voraussetzung, dass die Aufnahmsbedingungen dieselben bleiben wie 
für die vormalige dreiclassige Schule, denn sonst würde einfach eine 
Umtaufe und Verschiebung, aber keine Erhöhung der Leistung resul 
tieren. Da diese Anstalten aber zum größten Theile auf ihre eigenen 
Einkünfte angewiesen sind, ist die materielle Seite mindestens ebenso 
zu beachten, wenn die Reform nicht die bestehenden Schulen vermindern 
soll. Da hat man immer zu bedenken, dass jede Schulgattung in einem 
gewissen Verhältnisse zu den übrigen ähnlichen Stufen bleiben muss, 
da die Eltern vor dem Eintritte ihrer Kinder diese Umstände mit 
einander vergleichen. Dieser Vergleich ergibt nun, dass durch die Um 
wandlung der höheren Handelsschulen in vierclassige Anstalten dieser 
Bildungsweg nunmehr ebenso lange Zeit in Anspruch nimmt als das 
Gymnasialstudium, aber um ein Jahr mehr als die Realschule, Gewerbe 
schule, landwirtschaftliche Mittelschule, Kunstschulen etc., wenn wir 
mit den Eltern als zu erreichendes Ziel das Recht zum Einjährig-
	        
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