43
Freiwilligen-Militärdienst ansehen. Es kann nun keinem Zweifel unter
liegen, dass eine nicht unbedeutende Anzahl von zu gewärtigenden
Schülern — und meist nicht gerade die schlechtesten — die heute
die Handelsakademie wegen ihrer verhältnismäßig kurzen Dauer behufs
Erreichung des Absolutoriums besuchen, in Zukunft ein anderes Studium
wählen werden. Besonders zu beklagen ist es, dass gerade diejenigen,
welche für die Handelsakademie die vortheilhafteste Vorbildung genießen
— die Unterrealschüler — nunmehr in den meisten Fällen lieber die
Oberrealschule absolvieren werden, wenn ihnen dies nicht etwa durch
vorauszusehende Misserfolge unmöglich gemacht wird.
Entschieden wird die Reform zur Folge haben, dass die Absolventen
von Bürgerschulen an diesen Akademien in verhältnismäßig größerer
Zahl vorhanden sein werden, die Mittelschüler in geringerer Zahl.
Da die Bürgerschüler nach Ablegung einer Aufnahmsprüfung
(meist Deutsch, Rechnen, Mathematik) mit den Absolventen einer
Untermittelschule zusammen in den ersten Jahrgang eintreten können,
so ist dies für erstere beim Vergleich mit letzteren ein Vortheil, indem
sie ein Jahr weniger zu studieren brauchen, um dasselbe Ziel — wenn
auch nicht dieselben Kenntnisse — zu erreichen.
Von diesen Erwägungen und den vorerwähnten Bedenken aus
gehend, haben bereits im Jahre 1899 zwei höhere Handelsschulen
(Gablonz a. N. und Aussig a. E.) die Organisation mit vier Classen
durchgeführt und als Eintrittsbedingung die Absolvierung von drei
Classen einer Mittel- oder Bürgerschule aufgestellt — also die Vorbe-
reitungsclasse als erste Classe benannt, was sich aus dem Lehrplane
derselben dadurch erkennen lässt, dass dieser sich vielmehr der früheren
Vorbereitungsclasse nähert als dem ersten Jahrgange, wenn auch einige
Veränderungen vorgenommen wurden. Dadurch ist die unbegründete
gleiche Behandlung der Bürger- und Mittelschüler einer richtigeren
und gerechteren Auffassung gewichen, aber es hat sich das von mir
geäußerte Bedenken geltend gemacht, dass die Eltern nur sehr ungern
ihre Söhne schon vor Beendigung der vierten Mittelschulclasse heraus
nehmen; man ist zu sehr gewohnt, den Jungen zuerst seine Unter
mittelschule vollenden zu lassen, bevor man darüber nachdenkt, . was
mit ihm weiter geschehen soll. Flin Schulzweig kann nur zu seinem
Nachtheil diese natürliche Cäsur unbeachtet lassen. Thatsächlich gehen
beide Anstalten nun zur vierclassigen Organisation auf Grund der
früheren Aufnahmsbedingungen über.
Obwohl die Lehrpläne nach ähnlichen Grundlagen aufgestellt
wurden, zeigen sie doch viele interessante Verschiedenheiten, die für
den Fachmann und auch zur Vorbereitung für die einheitliche Ge
staltung nebeneinander zum besseren Ausdrucke kommen.
Aus den folgenden beiden Lehrplänen der Handelsakademien
in Aussig a. E. und Gablonz a. N. ergibt sich, dass die einheitliche
Gestaltung des Lehrplanes für diese Schulkategorie sehr leicht möglich
ist; es bedarf wohl nur eines entsprechenden Anstoßes von berufener
Stelle und einer gemeinsamen Berathung der betheiligten kactoren,