Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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Freiwilligen-Militärdienst ansehen. Es kann nun keinem Zweifel unter 
liegen, dass eine nicht unbedeutende Anzahl von zu gewärtigenden 
Schülern — und meist nicht gerade die schlechtesten — die heute 
die Handelsakademie wegen ihrer verhältnismäßig kurzen Dauer behufs 
Erreichung des Absolutoriums besuchen, in Zukunft ein anderes Studium 
wählen werden. Besonders zu beklagen ist es, dass gerade diejenigen, 
welche für die Handelsakademie die vortheilhafteste Vorbildung genießen 
— die Unterrealschüler — nunmehr in den meisten Fällen lieber die 
Oberrealschule absolvieren werden, wenn ihnen dies nicht etwa durch 
vorauszusehende Misserfolge unmöglich gemacht wird. 
Entschieden wird die Reform zur Folge haben, dass die Absolventen 
von Bürgerschulen an diesen Akademien in verhältnismäßig größerer 
Zahl vorhanden sein werden, die Mittelschüler in geringerer Zahl. 
Da die Bürgerschüler nach Ablegung einer Aufnahmsprüfung 
(meist Deutsch, Rechnen, Mathematik) mit den Absolventen einer 
Untermittelschule zusammen in den ersten Jahrgang eintreten können, 
so ist dies für erstere beim Vergleich mit letzteren ein Vortheil, indem 
sie ein Jahr weniger zu studieren brauchen, um dasselbe Ziel — wenn 
auch nicht dieselben Kenntnisse — zu erreichen. 
Von diesen Erwägungen und den vorerwähnten Bedenken aus 
gehend, haben bereits im Jahre 1899 zwei höhere Handelsschulen 
(Gablonz a. N. und Aussig a. E.) die Organisation mit vier Classen 
durchgeführt und als Eintrittsbedingung die Absolvierung von drei 
Classen einer Mittel- oder Bürgerschule aufgestellt — also die Vorbe- 
reitungsclasse als erste Classe benannt, was sich aus dem Lehrplane 
derselben dadurch erkennen lässt, dass dieser sich vielmehr der früheren 
Vorbereitungsclasse nähert als dem ersten Jahrgange, wenn auch einige 
Veränderungen vorgenommen wurden. Dadurch ist die unbegründete 
gleiche Behandlung der Bürger- und Mittelschüler einer richtigeren 
und gerechteren Auffassung gewichen, aber es hat sich das von mir 
geäußerte Bedenken geltend gemacht, dass die Eltern nur sehr ungern 
ihre Söhne schon vor Beendigung der vierten Mittelschulclasse heraus 
nehmen; man ist zu sehr gewohnt, den Jungen zuerst seine Unter 
mittelschule vollenden zu lassen, bevor man darüber nachdenkt, . was 
mit ihm weiter geschehen soll. Flin Schulzweig kann nur zu seinem 
Nachtheil diese natürliche Cäsur unbeachtet lassen. Thatsächlich gehen 
beide Anstalten nun zur vierclassigen Organisation auf Grund der 
früheren Aufnahmsbedingungen über. 
Obwohl die Lehrpläne nach ähnlichen Grundlagen aufgestellt 
wurden, zeigen sie doch viele interessante Verschiedenheiten, die für 
den Fachmann und auch zur Vorbereitung für die einheitliche Ge 
staltung nebeneinander zum besseren Ausdrucke kommen. 
Aus den folgenden beiden Lehrplänen der Handelsakademien 
in Aussig a. E. und Gablonz a. N. ergibt sich, dass die einheitliche 
Gestaltung des Lehrplanes für diese Schulkategorie sehr leicht möglich 
ist; es bedarf wohl nur eines entsprechenden Anstoßes von berufener 
Stelle und einer gemeinsamen Berathung der betheiligten kactoren,
	        
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