Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

76 
vereinten Wirken des Professoren-Collegiums durch zahlreiche Con- 
ferenzen, Besprechungen, Plnqu£ten, Excursionen etc. und insbesondere 
auch durch die stete Mitwirkung seitens der Direction des Handels- 
Museums, welche auch die Beschaffung des sehr umfangreichen, oft 
sehr werthvollen Materials ermöglichte, gelungen ist, diese Aufgaben 
den Bedürfnissen der Anstalt entsprechend zu lösen. 
Wichtig für den Erfolg erscheint es, dass an der Export-Akademie 
in jede 'Abtheilung höchstens 30 Hörer inscribiert werden. Das speciell 
für Handelshochschüler so gefährliche Verbummeln erscheint durch die 
Studieneinrichtungen sowohl als auch durch das dem unermüdlichen 
Streben nach dem gemeinsamen Ziele entspringende Verhältnis der Hörer 
zum Professoren-Collegium vollständig ausgeschlossen. 
Als eine weitere Eigenthümlichkeit muss aber auch die zur größt 
möglichen Entfaltung gebrachte Ausgestaltung der seminaristischen 
Methode angesehen werden, die für das Studium in Anbetracht des 
ungeheuren zu bewältigenden Stoffes eine unbedingte Voraussetzung ist. 
Diese Methode führt die Hörer zur Beherrschung des Gebietes, 
zur Selbstthätigkeit sowie zur vollen Entfaltung ihrer Kräfte; sie kann 
eben nur bei einer beschränkten Zahl von Hörern und ausreichender 
Unterrichtszeit mit Erfolg durchgeführt werden. Soll eine Handels 
hochschule den Bedürfnissen der Handelswelt entsprechen, so muss das 
Schwergewicht auf die Seminarien gelegt werden. 
Neben dieser Anstalt besteht noch die Handelshochschule 
in Triest (Revoltella-Stiftung), worüber bereits berichtet wurde, 
deren Bedeutung, wie erwähnt, auf das Küstenland beschränkt bleibt, 
Zur Zeit ihrer Errichtung musste sie als eine bedeutende Reform auf 
dem Gebiete des kaufmännischen Unterrichtswesens betrachtet werden. 
- Ihren Stifter haben dieselben Gründe hiezu bewogen, welche 
für die Errichtung der Export-Akademie maßgebend waren, die Er 
kenntnis, dass unsere Kaufleute zu binnenländisch erzogen sind und 
nicht genügende Bildung und Schulung besitzen, um im internationalen 
Handel die Concurrenz mit Erfolg bestehen zu können. x ) Da die Ab 
solventen speciell für den österreichischen Außenhandel vorgebildet 
werden sollten, bilden die fremden Sprachen das Rückgrat des Lehr 
planes. Die commerciellen Fächer erscheinen fast zu wenig berück 
sichtigt. Diese Schule hätte vor allem viel größerer Mittel bedurft, 
um ihren Bestand dauernd zu sichern. Noch viel mehr als bei anderen 
Schulen hängt an einer Hochschule der ganze Erfolg von den Lehr 
kräften ab, und gute Lehrkräfte kosten sehr viel Geld, besonders in 
diesen Fächern, in einer Zeit, wo dieser Bildungszweig in fast allen 
b Wie genau Revoltella die Art und den Grad der Leistungen einer 
Schule für die Praxis zu beurtheilen verstand, geht daraus hervor, dass er jährlich 
für zwei Absolventen der Anstalt je fl. 1000 als Stipendium zur Weiterbildung 
derselben auf großen ausländischen^ Handelsplätzen bestimmte, die auf 2 bis 3 Jahre 
verliehen werden, um den nun theoretisch gebildeten jungen Kaufmann auch in 
die Geschäftspraxis einzuführen, wodurch die Schule ihre nothwendige Ergän 
zung erhält.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.