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vereinten Wirken des Professoren-Collegiums durch zahlreiche Con-
ferenzen, Besprechungen, Plnqu£ten, Excursionen etc. und insbesondere
auch durch die stete Mitwirkung seitens der Direction des Handels-
Museums, welche auch die Beschaffung des sehr umfangreichen, oft
sehr werthvollen Materials ermöglichte, gelungen ist, diese Aufgaben
den Bedürfnissen der Anstalt entsprechend zu lösen.
Wichtig für den Erfolg erscheint es, dass an der Export-Akademie
in jede 'Abtheilung höchstens 30 Hörer inscribiert werden. Das speciell
für Handelshochschüler so gefährliche Verbummeln erscheint durch die
Studieneinrichtungen sowohl als auch durch das dem unermüdlichen
Streben nach dem gemeinsamen Ziele entspringende Verhältnis der Hörer
zum Professoren-Collegium vollständig ausgeschlossen.
Als eine weitere Eigenthümlichkeit muss aber auch die zur größt
möglichen Entfaltung gebrachte Ausgestaltung der seminaristischen
Methode angesehen werden, die für das Studium in Anbetracht des
ungeheuren zu bewältigenden Stoffes eine unbedingte Voraussetzung ist.
Diese Methode führt die Hörer zur Beherrschung des Gebietes,
zur Selbstthätigkeit sowie zur vollen Entfaltung ihrer Kräfte; sie kann
eben nur bei einer beschränkten Zahl von Hörern und ausreichender
Unterrichtszeit mit Erfolg durchgeführt werden. Soll eine Handels
hochschule den Bedürfnissen der Handelswelt entsprechen, so muss das
Schwergewicht auf die Seminarien gelegt werden.
Neben dieser Anstalt besteht noch die Handelshochschule
in Triest (Revoltella-Stiftung), worüber bereits berichtet wurde,
deren Bedeutung, wie erwähnt, auf das Küstenland beschränkt bleibt,
Zur Zeit ihrer Errichtung musste sie als eine bedeutende Reform auf
dem Gebiete des kaufmännischen Unterrichtswesens betrachtet werden.
- Ihren Stifter haben dieselben Gründe hiezu bewogen, welche
für die Errichtung der Export-Akademie maßgebend waren, die Er
kenntnis, dass unsere Kaufleute zu binnenländisch erzogen sind und
nicht genügende Bildung und Schulung besitzen, um im internationalen
Handel die Concurrenz mit Erfolg bestehen zu können. x ) Da die Ab
solventen speciell für den österreichischen Außenhandel vorgebildet
werden sollten, bilden die fremden Sprachen das Rückgrat des Lehr
planes. Die commerciellen Fächer erscheinen fast zu wenig berück
sichtigt. Diese Schule hätte vor allem viel größerer Mittel bedurft,
um ihren Bestand dauernd zu sichern. Noch viel mehr als bei anderen
Schulen hängt an einer Hochschule der ganze Erfolg von den Lehr
kräften ab, und gute Lehrkräfte kosten sehr viel Geld, besonders in
diesen Fächern, in einer Zeit, wo dieser Bildungszweig in fast allen
b Wie genau Revoltella die Art und den Grad der Leistungen einer
Schule für die Praxis zu beurtheilen verstand, geht daraus hervor, dass er jährlich
für zwei Absolventen der Anstalt je fl. 1000 als Stipendium zur Weiterbildung
derselben auf großen ausländischen^ Handelsplätzen bestimmte, die auf 2 bis 3 Jahre
verliehen werden, um den nun theoretisch gebildeten jungen Kaufmann auch in
die Geschäftspraxis einzuführen, wodurch die Schule ihre nothwendige Ergän
zung erhält.