Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (2)

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erwarten, dass sich sehr fähige, tüchtige und fleißige Elemente diesem 
Berufe zuwenden und sich jenen Idealismus bewahren, der als eine 
nothwendige Eigenschaft jedes höher stehenden Individuums -— und das 
soll und muss ein guter Lehrer sein — gelten kann. Selbst der auf 
opferungsfähigste, idealste Mensch muss durch Enttäuschungen oder 
gar Mangel, beziehungsweise häufige Zurücksetzungen gleichgiltiger werden. 
Dann aber hat der Lehrer seine für die Jugendbildung wertvollsten Eigen 
schaften verloren; er wird zum mürrischen, interesselosen Quäler der 
Jugend, anstatt ihr Berather und Freund zu sein. Wie viele derartige 
Lehrer haben wir nicht alle auf unserem Lebensweg kennen gelernt, 
wie schnell waren und sind wir stets zu einem absprechenden Urtheil 
bereit, ohne zu bedenken, welch eine Menge von schlechten Erfah 
rungen dazu nothwendig waren, um den Mann zu dem zu machen, 
als welcher er uns entgegentritt. Vielleicht wären wir unter den 
gleichen Umständen noch viel früher in seine Fehler verfallen. Wie 
soll der, welcher nie Interesse für sich sieht, stets sein Interesse für 
andere bewahren. 
Wohl in keinem anderen Zweig des Schulwesens sind die An 
stellungsverhältnisse so sehr verschieden, wie bei den Handelsschulen. 
Es finden sich sowohl in den Gehalten als auch in der äußeren 
Stellung der Lehrer die mannigfachsten Differenzen, ja sogar 
die gleichen Schulkategorien weisen in dieser Hinsicht bedeutende 
Unterschiede auf, so werden z. B. an manchen Schulen die Überstunden 
mit K 60, an anderen mit K 200, wieder an anderen mit K 300 für 
jede Wochenstunde bezahlt. 
Diese Eigenthümlichkeit findet sich fast in allen Staaten, da das 
Handelsschulwesen, meist durch private Initiative entstanden, der Ein 
heitlichkeit bezüglich des Erhalters und der materiellen Basis entbehrt. 
Im allgemeinen kann aber behauptet werden, dass sich speciell die An 
stellungsverhältnisse der Handelslehrer in den letzten Jahren bedeutend 
gebessert haben. 
In Österreich schwanken die Gehalte durchschnittlich zwischen 
K 2500 und K 6000 an den niederen Handelsschulen und zwischen 
K 3300 und K 8000 an höheren Handelsschulen für die wirklichen 
Lehrer (Professoren), Supplenten erhalten meist K 2000, Assistenten 
K 1200 bis K 2000 pro Jahr. Die Directoren erhalten einen höheren 
Gehalt oder Zulagen von K 1200 bis K 6000 inclusive Wohnung 
pro Jahr. 
Die Professoren an den Anstalten in größeren Städten haben 
jedoch häufig auch ein nennenswertes Nebeneinkommen, das den Gehalt 
m einzelnen Fällen weit übersteigt, was insbesondere von den Lehr 
kräften für commercielle Fächer und fremde Sprachen gilt. An 
den Privatschulen sind die Gehaltsverhältnisse sehr verschieden. An 
den Fortbildungsschulen schwankt die Remuneration pro Wochenstjlnde 
von K 60.— bis K 200.'—, je nach dem Orte und der Schule. 
In Ungarn sind die Lehrer in den Bezügen und Rangverhältnissen 
den Mittelschullehrern gleichgestellt (K 2400.— bis K 8000.—). In
	        
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