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tuell Rechnen etc.) getrennt vorgenommen., so erscheint den Schülern
eigentlich nur durch den Plan eine Verbindung vorhanden, nicht aber
durch die Arbeiten. Die dem Vorgang zugrunde liegende Idee lässt
sich nicht ohne große Nachtheile ausführen, und es findet dann doch
die für den Unterricht wünschenswerte Zerfällung statt, ohne dass stets
auf den Aufbau Rücksicht genommen werden kann, so dass dieser
Vorgang alle Nachtheile des unsystematischen Übungscomptoir-Unter
richtes ohne seine Vortheile aufweist.
Als wirkliches Übungscomptoir angewendet, hat dieser Vorgang
den Vortheil, dass die Schülerzahl unbeschränkt sein kann, der Lehrer
alle Fälle bei ihrer Besprechung den bisherigen Fortschritten der
Schüler anpassen kann und eventuelle Lücken in dem Wissen derselben
leicht und ohne Nachtheil für die weiteren Ausarbeitungen ausgeglichen
werden können. Durch die unausgesetzt eingreifende Thätigkeit des
Leiters ist jede Correctur einfach und rasch durchführbar, aber auch
die Selbständigkeit der Schüler sehr beschränkt. Die Disciplin ist hiebei
selbst bei großen Classen unschwer aufrecht zu erhalten, dagegen ist
die Selbstthätigkeit und Verantwortung der einzelnen zuhörenden
Schüler auf das bei ähnlicher Unterrichtsweise eines theils bekannten
Stoffes normal niedrige Minimum herabgesetzt.
Ein weiterer Vortheil der ersten Form besteht darin, dass jeder
Schüler alle Arbeiten mitmachen muss, dadurch, stets wechselnd, viel
seitig geschult wird, die verschiedenen Arbeiten kennen und das Ganze
überblicken lernt. Sie bietet allen Lernenden einen Überblick sowie
Übungen über die gesammte Geschäftsführung, und jeder Theilnehmer
behält alle hiezu gehörigen Arbeiten welche für ihn in seinem Besitz
in seinem späteren Leben eine Quelle der Belehrung bilden können.
Diese Form wäre daher anzuwenden bei Classen mit über dreißig
Schülern, ferner wenn die Schüler in den vorzunehmenden Arbeiten
noch nicht ganz sicher sind, endlich wenn im Übungscomptoir auch
ein theilweise ganz neuer Stoff zum Vortrage gelangen soll, oder wenn
die Lernenden eine sehr ungleiche Vorbildung haben, endlich dann,
wenn das Übungscomptoir hauptsächlich dem Zweck der Wiederholung
des Stoffes dienen soll.
Geschäftspläne zur Durchführung dieser Form enthalten die meisten
Buchhaltungslehrbücher, ferner:
Allina Max, Materialien für das praktische Übungscomptoir
Wien 1895;
Pöschel Robert, Mustercomptoir, Wien 1887;
Schiller Rudolf, Aufgabensammlung für Buchhaltung, Wien;
Stern Robert, Leitfäden für ein Musterkontor, Wien 1897;
Stern Robert, Das Musterkontor, Leipzig 1899;
Tutschek Rudolf, Das Mustercomptoir, Wien 1896,
und andere.
Die zweite Form unterscheidet sich von der vorhergehenden
nur dadurch, dass ein Theii der Lernenden in einer abgesonderten
Abtheilung des Lehrsaales, dem eigentlichen Comptoir, als Geschäfts-
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