Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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vielfache Verstöße zeitigen muss. Buchungen, Rechnungen und sonstige 
Comptoirarbeiten sind ja verhältnismäßig leicht zu corrigieren, Corre- 
spondenzarbeiten aber sind schwerer zu beurtheilen. Nur ein erfahrener 
Lehrer kann mit Sicherheit einen Brief bis in die Details prüfen und 
richtigstellen, soweit es sich nicht um sprachliche Fehler handelt. 
Soll also ein Unterrichtserfolg erzielt werden, so müssen mindestens 
alle schwierigeren Briefe vom Leiter des Mustercomptoirs selbst durch 
gesehen und corrigiert werden. 
Geschäftspläne hiefiir finden sich in allen Buchhaltungslehrbüchern. 
Bei der vierten Form werden die Schüler in mehrere Gruppen 
eingereiht; einige Schüler werden der „Gasse“ zugewiesen, andere 
dem „Magazin“," wieder andere der „Correspondenz“ u. s. w. Diese 
Schülergruppen besprechen untereinander den betreffenden Fall, fertigen 
Concepte an und vergleichen dieselben dann untereinander, wobei der 
Leiter richtigstellend und erklärend eingreift, worauf die Reinschriften 
angefertigt werden, wodurch der Lehrer immer wieder Zeit findet, sich 
nacheinander mit den einzelnen Gruppen zu beschäftigen. Diese F orm 
kann in zwei verschiedenen Arten Vorkommen. Bei der einen Art be 
arbeiten zwar mehrere Schüler das Gleiche, aber sie bilden mit den 
jenigen, welche die anderen Arbeiten desselben Geschäftes ver 
richten, je eine Gruppe. Alle Gruppen arbeiten denselben Geschäfts 
plan, und die Arbeiten der verschiedenen Gruppen werden von Zeit 
zu Zeit verglichen. Diese Durchführung erleichtert in erster Linie dem 
Leiter sehr "die Correctur, verhindert die eventuellen Folgen von ge 
machten Fehlern, da diese, noch bevor sie weitere Fehler veranlassen 
können, durch die Vergleichung zutage treten und verbessert werden 
können, und gewährt allen Arbeitenden eine größere Selbständigkeit 
als die vorher besprochenen F'ormen. In dieser Durchführung, wie 
Oberlehrer Stern den Unterricht an der kaufmännischen Fortbildungs 
schule in Aue schildert, gleicht derselbe der fünften Form und bietet 
nur nicht deren Vielfältigkeit. 
Bei der anderen Art der Durchführung dieser Form bilden die 
Schüler, welche dieselbe Arbeit zu verrichten haben, je eine Gruppe, 
und die Gruppen bearbeiten zusammen einen Geschäftsplan. Da 
werden die Arbeiten der Schüler je einer Gruppe verglichen. 
Diese Art bildet bei Stern eigentlich die vierte Form. Die Verbesserung 
. von Fehlern ist da besonders leicht möglich, weil die Arbeiten viel 
fach von den Schülern jeder Gruppe ln Conceptheften gemacht und 
erst nach der unter Mitwirkung des Lehrers vollzogenen Vergleichung 
ins Reine übertragen werden, was allerdings gerade dem ganzen Zweck 
des Übungscomptoirs „auf die kaufmännische Praxis vorzubereiten , 
wide rstreitet, weil es da keine Conceptarbeiten gibt, der Schüler sich 
an weniger präcises Arbeiten gewöhnt und alles mit Vergnügen „noch 
einmal macht“, was einen Praktiker zur Verzweiflung treiben kann. 
Diese Art gibt auch viel Anlass zu oberflächlicher Behandlung seitens 
des Lehrers, weil die Schüler vorher schon selbst untereinander die 
verbessernde Hand angelegt haben.
	        
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