Praktisch hat die Methode aber einen sehr großen Vortheil für
Privatschulen und insbesondere für Institute, in welche man zu jeder
zeit eintreten kann. Die verständigeren, beziehungsweise älteren Schüler
unterweisen nämlich stets die unerfahreneren innerhalb jeder Gruppe
in der richtigen Durchführung der Arbeiten, und so bildet diese Me
thode gleichsam ein „Perpetuum mobile des Unterrichtes“, die Schüler
fungieren im Anfänge stets als Lernende, dann als Lehrende, so kommt
ein Theil der aufgewendeten Mühe wieder anderen zugute — das
bedeutet eine große „Ersparnis an Lehrkraft“. Diese Form wäre daher
dort anzuwenden, wo die Schüler eine sehr ungleichmäßige Vorbildung
aufweisen oder der Unterricht dem Lehrenden erleichtert werden soll.
Als Geschäftspläne können bei derselben alle für die erste Form
anwendbaren zur Grundlage genommen werden, da nur eine anders
vertheilte Durchführung der ersten Form vorliegt.
B. Die eigentlichen Mustercomptoire, welche Stern als
„Nachbildung der Geschäftspraxis oder Verbindung der Schule mit
der wirklichen Geschäftspraxis“ bezeichnet und in fünf Formen (fünfte
bis neunte Form) bespricht.
Fis ergibt sich hiebei die fünfte Form dadurch, dass die Ler
nenden in Gruppen getheilt verschiedene Unternehmungen
bilden, und zwar meist vier oder sechs, z. B. zwei Warengeschäfte,
ein Bankhaus, ein Fabriksgeschäft, eventuell noch ein Speditionsgeschäft,
ein Import- und Exportgeschäft u. s. w., wobei der Geschäftsplan der
einzelnen Unternehmen derart gearbeitet ist, dass sie miteinander in
ununterbrochener Verbindung stehen. Eine ausführliche Darstellung dieser
Art der Durchführung findet sich in dem Werke von Professor Oden
thal „Das Musterkontor an höheren Handelsschulen“ (Leipzig 1898).
Das ist wieder eine Hauptform, welcher als charakteristisches
Moment die bei einem geregelten Unterricht mögliche weitgehendste
Selbständigkeit der Schüler bei den Arbeiten innewohnt. Weitere
Vortheile ergeben sich durch die Schulung der Lernenden in verschie
denen Stellungen bei den einzelnen Unternehmungsarten, wodurch sich
der Betreffende eine gewisse Raschheit, F'ertigkeit und Sicherheit in
den einzelnen Arbeiten aneignet. Auch der Fleiß, die Ordnung und
überhaupt alle Eigenschaften, welche für den in der Praxis stehenden
Kaufmann von Wichtigkeit sind, werden hiebei sehr gefördert, und es
erscheint daher als die beste und vortheilhafteste PUrm für die Über
führung der Schüler in die kaufmännische Praxis. . Dieselbe gestattet
aber auch, den Schülern die vielfältigen Geschäftsführungen und Ver
rechnungsarten der Praxis vorzuführen, damit sie wenigstens eine Anzahl
von Spielarten kennen lernen.
Wirklich große Vortheile, ausgedehnte, intensive Erfolge werden
jedoch bei dieser Form nur dann erreicht, wenn jeder Schüler
wenigstens in zwei verschiedenen Unternehmungen für alle
dabei sich ergebenden Thätigkeiten verwendet wird. Zu diesem
Zwecke soll der Gesammtplan mindestens zweimal durchgearbeitet
werden. Rechnet man für die einmalige Ausarbeitung 3—4 Monate,