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Abtheilung VI: Künstliche Farbstoffe.
Abtheilung VII: Ätherische Öle.
Abtheilung VIII: Apparate und Geräthschaften für Laboratorien
und chemische Fabriken.
Obwohl diese Besprechung nicht an der Gruppeneintheilung
festhält, soll aus der ersten Gruppe zunächst der Schwefelsäureindustrie
gedacht werden, die wegen des großen Aufschwunges, den die Fabri-
cation der Düngemittel, der Farbstoffe und der verschiedenen Destilla-
tionsproducte aus Braunkohle und Steinkohle und die Sodaindustrie
genommen hat, in Deutschland mächtig angewachsen ist.
Das Princip der Schwefelsäuredarstellung besteht bekanntlich
darin, dass Schwefeldioxyd mit Wasser schwefelige Säure liefert, welche
durch Oxydation in Schwefelsäure übergeführt wird. Der Process voll
zieht sich in großen ganz aus Blei hergestellten Kammern. Nur der
kleinste Theil des Schwefeldioxydes wird durch Verbrennen von Schwefel
erzeugt. Bloß wenn es sich um ganz reine, arsenfreie Schwefelsäure
handelt, wie solche jetzt in größter Reinheit von den Accumulatoren-
fabriken verlangt wird, ist dies der Fall. Der weitaus größte Theil
wird durch Abrösten der Kiese, Blenden und Glanze erhalten, wobei
das Schwefeldioxyd gleichsam ein Nebenproduct bildet, zumal bei der
Weiterverarbeitung der Erze ein Abrösten ohnedies erforderlich ist.
Ein anderes Rohmaterial ist der Schwefel, der sich in der Gas
reinigungsmasse anhäuft. Die Abröstung erfolgt zumeist in Maletra-
Öfen für Feinkiese und in Stückkiesöfen mit verstellbaren Rosten für
solche in größeren Stücken. Das Wasser wird in Form von Wasser
dampf in die Kammern eingeleitet. Als Oxydationsmittel lässt sich der
Sauerstoff der Luft nicht direct verwenden, sondern es sind
Sauerstoffüberträger nothwendig, als welche sich die Oxyde des Stick
stoffes am besten bewährt haben. Diese Stickoxyde werden entweder
in Form von Salpetersäure (oder Chilisalpeter und Schwefelsäure, aber
dann vor Eintritt der Gase in die Kammern) eingeführt. Die leicht zer-
setzliche Salpetersäure bildet mit dem Sauerstoff der 1 afft leicht Oxyde von
verschiedenem Sauerstoffgehalt. Die höheren Oxyde geben den Sauer
stoff ab, sich stets von neuem regenerierend, so dass man mit
einer bestimmten Menge Säure sein Auslangen findet, und nur die
Verluste, die unvermeidlich sind, von Zeit zu Zeit durch einen ent
sprechenden Zusatz von Salpetersäure zu decken hat. Die aus der letzten
Kammer entweichenden Gase, also Stickstoff der Luft, überschüssige
Luft etc. dürfen kein Schwefeldioxyd enthalten, und die Stickoxyde, die
zu wertvoll wären, um sie entweichen zu lassen, werden von 60—62°
Schwefelsäure, Gloversäure genannt, absorbiert. Dies geschieht im Gay
Lussac-Thurm, der sich gewöhnlich hinter der letzten Bleikammer befindet.
Von oben rieselt über harte, den Thurm ausfüllende Coaksstiicke
Schwefelsäure von der genannten Concentration herab, während von
unten die die letzte Kammer verlassenden Gase aufsteigen. Die Schwefel
säure absorbiert dabei die Stickoxyde, cs bildet sich Nitrosylschwefcl-
säure, die sich in der überschüssigen Säure auflöst und die „Nitrose“