Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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Es werden so im Laufe eines Jahres circa 10—12 Transactionen 
behandelt, wobei vorerst die theoretischen Grundlagen, Usancen, 
Notierungen, Preise, Calculationen, Abschlüsse, Briefe und sonstigen 
Schriftstücke, Buchungen, der Rembours, die Verfrachtung, Ver 
sicherung etc. besprochen und hierauf alle Briefe, Berechnungen, Fracht 
briefe, Connossamente, Polizzen, sonstige Formulare und die Buchungen 
durchoeführt werden. Jede lransactxon nimmt ungefähr 20 Stunden 
oder circa einen Monat in Anspruch. Alle Arbeiten werden von den 
Assistenten revidiert und nach Fertigstellung vom Professor corrigiert, 
sodann werden die Briefe in ein Correspondenzbuch abgeschrieben. 
Sämmtlichen Operationen werden die an dem 1 age bestehenden Preise 
und herrschenden Verhältnisse zugrunde gelegt. 
An der Handelshochschule in Tokio werden beide Arten 
des Mustercomptoirs zur Anwendung gebracht, und zwar zuerst die 
amerikanische und danach die Antwerpener Methode. In der amerikani 
schen Abtheilung des Mustercomptoirs wirken an dieser Anstalt zwei 
ordentliche, zwei außerordentliche (Assistenz-) Professoren und drei 
Assistenten bei einer Schülerzahl von circa 90—100; in der belgischen 
Abtheilung, welcher bedeutend weniger Schüler angehören, ist ein 
Professor (und zwar ein Ausländer) mit zwei Assistenten thätig. Welch 
ungeheuere Wichtigkeit man diesem Unterrichte beilegt, kann daraus 
ersehen werden, dass der Professor, welcher dieses Mustercomptoir 
leitet, bei einer Unterrichtszeit von 5—6 Stunden wöchentlich pro 
Monat 450 Yen in Gold, d. i. circa 940 Mark oder 1100 Kronen 
erhält. Es ist dies eine der bestbezahlten Stellen Japans, weil hiefür 
geeignete Fachmänner sehr selten sind, der Unterricht besonders an 
strengend ist und die Vorbereitungen für denselben sowie die Durch 
sicht, 0 Revision und Verbesserung der Arbeiten sehr viel Zeit bean 
spruchen. Weil diese Fachleute für die gewöhnlichen mittleren und 
höheren Handelsschulen viel zu theuer wären und die Schüler dieser 
Schulen auch nicht so weit vorgeschritten sind, um von einem ge 
diegenen Unterricht in dieser Disciplin besonderen Nutzen zu ziehen, 
kann dieses System nicht an allen Handelslehranstalten eingeführt 
werden. 
Sowohl die Kaufleute als auch die Schulmänner Japans geben 
der belgischen Methode — selbstredend vom Standpunkte der Durch 
führung beider Arten in Japan — weitaus den Vorzug. Zum Theile 
ist das Urtheil der Praktiker über die Erfolge des amerikanischen 
Systems sogar recht ungünstig, was aber meist auf die Art und Weise 
der Durchführung zurückzuführen sein dürfte. Keineswegs liegt das 
aber in der Methode allein begründet. Thatsache ist allerdings, dass 
das Mustercomptoir nach belgischem System bedeutend größeie Erfolge 
zeitigt, doch beruht dies zum größeren Theile darauf, dass die An 
stalt hiefür infolge der ausnehmend guten Bezahlung einen ausgezeich 
neten Fachmann" anstellen und an der Schule erhalten kann, dem die 
entsprechende Zeit zur Vorbereitung, Erklärung und. Durchsicht der 
Arbeiten gewährt wird. Daraus ergibt sich nur zu klar, dass die ver-
	        
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