Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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bildet. Bei Gegenwart von Wasserdampf und höherer Temperatur wird 
die Nitrose zersetzt, indem sich wieder Schwefelsäure und Stickoxyde 
bilden, welch letztere neuerdings als Sauerstoffüberträger Anwendung 
finden. Diese Zersetzung der Nitrose findet gleichfalls in einem Thurm statt, 
der vor der ersten Bleikammer sich befindet und Gloverthurm genannt 
wird. Dieser ist, wie der Gay Lussac-Thurm, mit Blei ausgelegt, nur 
breiter und nicht so hoch als dieser. Er ist zumeist mit versetzten 
gitterförmigen Chamottesteinen ausgefüllt. Die von den Röstöfen mit 
einer Temperatur von 300—400° C. austretenden Gase dürfen nur 
mit einer Temperatur von circa 70—80° C. in die Bleikammern ein- 
treten. Die heißen Röstgase treten von unten in den Gloverthurm 
ein und geben ihre Wärme an die von oben aus einem Reservoir herab 
fließende" Kammersäure von 50—55° Bö. ab, diese auf 60—62° Bö. 
concentrierend (Gloversäure). Gleichzeitig fließt von oben aus einem 
zweiten Reservoir „Nitrose“ herab, wodurch die Gelegenheit gegeben ist, 
da Wasserdampf von der Concentration herrührend und hohe Temperatur 
vorhanden sind, die Nitrose zu denitrificieren. Der Gloverthurm ist daher 
heute als ein wichtiger Behelf zur Concentration der Schwefelsäure zu be 
trachten. Auf 66° wird die Schwefelsäure erst in Bleipfannen, dann 
weiter in Platinkessel, seltener in Glasretorten concentriert, nachdem 
eventuell vorher die 50 — 55° Bö. enthaltende Schwefelsäure von 
arseniger und salpetriger Säure gereinigt wurde. 
Dem vorhin genannten Katalog ist zu entnehmen, dass im Jahre 
1897 in 73 Fabriken in Deutschland Schwefelsäure erzeugt wurde, 
und zwar auf 60° Säure berechnet: Aus 
Tonnen Tonnen 
55.200 deutschem Kies 80.000 
332.000 ausländischem Kies 571.000 
Zinkblenden 137.000 
anderen Sulfiden 50.700 
Gasreinigungsmasse circa . . . ■ 7.000 
Totale circa . . 845.700 
im Werthe von über 15 Millionen Mark, während 1888 bloß 398.000 
Tonnen erzeugt wurden. 
Es hat sich also innerhalb neun Jahren die Production mehr wie 
verdoppelt. 
In der Schwefelsäureindustrie macht sich neuerer Zeit eine gewaltige 
Umwälzung geltend, indem ein neueres, das „Contactverfahren“, das Blei 
kammerverfahren verdrängen wird. Es ist eine altbekannte Thatsache, dass 
Platin in feinvertheiltem Zustande, in Form von Platinschwamm, die Fähig 
keithat, Gase auf seiner Oberfläche zu verdichten, wobei eine hohe Tempe 
ratur hervorgerufen wird. Darauf beruht ja das schon längst der Ge 
schichte angehörende Döberreiner’sche Feuerzeug. Die älteste Schwefel 
säuredarstellung bestand darin, dass man Sulfate, zumeist Eisenvitriol,
	        
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