Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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natron, sowie von Chlor, Natriumehlorat und -Hypochlorit etc. dem 
Leblanc-Process mächtige Gegner entstanden. Gegenüber dem Solvay- 
Process erhält sich das Leblanc-Verfahren noch dadurch, dass dabei als 
Nebenproduct Salzsäure gewonnen wird, die, zum größten Theil in Chlor 
übergeführt, in Form von Chlorkalk der Textil-, zumeist der Baumwoll- 
industrie ein wichtiges Bleichmittel liefert. Aus den Sodarückständen gelang 
es, einen Theil des in Form von Schwefelsäure gebrauchten Schwefels 
wiederzugewinnen und eine Reihe von wichtigen Schwefelverbindungen 
Antichlor, Sulfite und Hyposulfite aus den Rückständen darzustellen, 
die, wie z. B. Natriumthiosulfat als Fixiersalz in der Photo 
graphie, als Antichlor in der Textilindustrie ausgedehnte Anwendung 
finden. 
Das Princip des Leblanc-Processes besteht im Wesen darin, dass 
Kochsalz und Schwefelsäure sich derart umsetzen, dass einerseits 
Natriumsulfat, in der Technik kurzweg „Sulfat“ genannt, und Salz 
säure entstehen. Letztere wird condensiert und eventuell gereinigt, viel 
seitig verwendet. Durch Glühen des Sulfats mit Kalkstein und Kohle 
wird das Sulfat in Natriumcarbonat umgewandelt, indem es durch die 
Kohle zuerst zu Sulfid reduciert wird, welches mit Kalkstein in Natrium 
carbonat und Calciumsulfid sich umsetzt. Die Schmelze — Rohsoda — 
wird einer systematischen Auslaugung unterworfen, das Lösliche vom 
Unlöslichen (Sodarückstand) getrennt und daraus entweder krystallisierte 
oder calcinierte Soda oder Bicarbonat oder durch Kausticieren mittelst 
Ätzkalk Ätznatron dargestellt. Das Rohmaterial für die Leblänc- 
Soda, Kochsalz (Natriumchlorid) wird in Deutschland sowohl in Form 
von Steinsalz, als auch von Sudsalz gewonnen. Wie aus dem Katalog 
zu entnehmen ist, hat Steinsalz einen Wert von 4’5 Mark, Sudsalz 
von circa 27 Mark per Tonne. Festeres wird in 16 Bergwerken ge 
fördert, letzteres in 81 Salinen. Im Jahre 1897 producirte Deutsch 
land 763.400 Tonnen Steinsalz im Werthe von 3,217.000 Mark und 
543.00p Tonnen Sudsalz im Werte von 12,137.000 Mark, also Salz 
im Gesammtwerte von 15,354.000 Mark. 
Sudsalz wird, da es viel reiner ist als Steinsalz, meist zu Speise 
zwecken und in der Theerfarbenindustrie benützt zum Aussalzen der 
rheerfarbstoffe, da viele derselben — in Kochsalzlösungen unlöslich — 
sich abscheiden oder unlösliche Doppelverbindungen bilden. 
1m Jahre 1897 wurden in Deutschland circa 420.000 Tonnen Salz 
oder 7'8 kg für den Kopf der Bevölkerung verbraucht. Es ist inter 
essant hervorzuheben, dass während der Verbrauch an Speisesalz seit 
Jahren — per Kopf der Bevölkerung gerechnet — stationär bleibt, 
der Consum an Salz überhaupt von Jahr zu Jahr stieg, wie folgende 
Zahlen beweisen: Im Jahre 1878 betrug der Salzconsum 606.346 Tonnen 
und erhöhte sich im Jahre 1897 auf 1,027.373 Tonnen. 
Das Solvay-Verfahren beruht darauf, dass die doppeltkohlen 
sauren Salze der Alkalien im Wasser schwer löslich sich abscheiden 
und dass dieselben beim Erhitzen in normale Carbonate übergehen 
unter Entwicklung von Kohlensäure. Wenn man aber normale Carbonate
	        
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