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natron, sowie von Chlor, Natriumehlorat und -Hypochlorit etc. dem
Leblanc-Process mächtige Gegner entstanden. Gegenüber dem Solvay-
Process erhält sich das Leblanc-Verfahren noch dadurch, dass dabei als
Nebenproduct Salzsäure gewonnen wird, die, zum größten Theil in Chlor
übergeführt, in Form von Chlorkalk der Textil-, zumeist der Baumwoll-
industrie ein wichtiges Bleichmittel liefert. Aus den Sodarückständen gelang
es, einen Theil des in Form von Schwefelsäure gebrauchten Schwefels
wiederzugewinnen und eine Reihe von wichtigen Schwefelverbindungen
Antichlor, Sulfite und Hyposulfite aus den Rückständen darzustellen,
die, wie z. B. Natriumthiosulfat als Fixiersalz in der Photo
graphie, als Antichlor in der Textilindustrie ausgedehnte Anwendung
finden.
Das Princip des Leblanc-Processes besteht im Wesen darin, dass
Kochsalz und Schwefelsäure sich derart umsetzen, dass einerseits
Natriumsulfat, in der Technik kurzweg „Sulfat“ genannt, und Salz
säure entstehen. Letztere wird condensiert und eventuell gereinigt, viel
seitig verwendet. Durch Glühen des Sulfats mit Kalkstein und Kohle
wird das Sulfat in Natriumcarbonat umgewandelt, indem es durch die
Kohle zuerst zu Sulfid reduciert wird, welches mit Kalkstein in Natrium
carbonat und Calciumsulfid sich umsetzt. Die Schmelze — Rohsoda —
wird einer systematischen Auslaugung unterworfen, das Lösliche vom
Unlöslichen (Sodarückstand) getrennt und daraus entweder krystallisierte
oder calcinierte Soda oder Bicarbonat oder durch Kausticieren mittelst
Ätzkalk Ätznatron dargestellt. Das Rohmaterial für die Leblänc-
Soda, Kochsalz (Natriumchlorid) wird in Deutschland sowohl in Form
von Steinsalz, als auch von Sudsalz gewonnen. Wie aus dem Katalog
zu entnehmen ist, hat Steinsalz einen Wert von 4’5 Mark, Sudsalz
von circa 27 Mark per Tonne. Festeres wird in 16 Bergwerken ge
fördert, letzteres in 81 Salinen. Im Jahre 1897 producirte Deutsch
land 763.400 Tonnen Steinsalz im Werthe von 3,217.000 Mark und
543.00p Tonnen Sudsalz im Werte von 12,137.000 Mark, also Salz
im Gesammtwerte von 15,354.000 Mark.
Sudsalz wird, da es viel reiner ist als Steinsalz, meist zu Speise
zwecken und in der Theerfarbenindustrie benützt zum Aussalzen der
rheerfarbstoffe, da viele derselben — in Kochsalzlösungen unlöslich —
sich abscheiden oder unlösliche Doppelverbindungen bilden.
1m Jahre 1897 wurden in Deutschland circa 420.000 Tonnen Salz
oder 7'8 kg für den Kopf der Bevölkerung verbraucht. Es ist inter
essant hervorzuheben, dass während der Verbrauch an Speisesalz seit
Jahren — per Kopf der Bevölkerung gerechnet — stationär bleibt,
der Consum an Salz überhaupt von Jahr zu Jahr stieg, wie folgende
Zahlen beweisen: Im Jahre 1878 betrug der Salzconsum 606.346 Tonnen
und erhöhte sich im Jahre 1897 auf 1,027.373 Tonnen.
Das Solvay-Verfahren beruht darauf, dass die doppeltkohlen
sauren Salze der Alkalien im Wasser schwer löslich sich abscheiden
und dass dieselben beim Erhitzen in normale Carbonate übergehen
unter Entwicklung von Kohlensäure. Wenn man aber normale Carbonate