Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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mit Kohlensäure sättigt, gehen sie in Bicarbonate über. Es wird nun 
eine gesättigte Kochsalzlösung mit einer bestimmten Menge Ammoniakgas 
gesättigt und Kohlendioxyd eingeleitet, wodurch Ammonbicarbonat 
entsteht, welches mit Kochsalz sich in Natriumbicarbonat und Salmiak 
umsetzt. Die Kohlensäure wird theils durch Brennen von Kalkstein, theils 
durch Erhitzen des Bicarbonats erhalten. Der Ätzkalk zersetzt den 
Salmiak unter Entbindung von Ammoniakgas und Bildung von Calcium 
chlorid, welches das einzige, allerdings bis nun wertlose Abfallproduct 
dieser Industrie darstellt. 
Die Elektrolyse, die nicht nur Alkalien, sondern, wie bereits 
hervorgehoben, Chlor, Chlorkalk, Kalium und Natriumchlorat liefert, 
gründet sich auf die Zersetzung des Chlorkaliums, respective Natriums 
durch den elektrischen Strom. Dieses Verfahren ist insbesondere dort 
lohnend, wo billige Wasserkräfte zur Verfügung stehen. 
So entstanden zuerst derartige elektrische Anlagen 1890 zu Gries 
heim, 1894 in Bitterfeld, weiters Ludwigshafen, Westerregeln undRhein- 
felden, die sich mit der Fabrik in Griesheim als „Chemische Fabrik 
Griesheim Elektron“ vereinigt haben. Man unterwirft nun entweder 
Kalium oder Natriumchlorid der Einwirkung des elektrischen Stromes, 
wobei Zersetzung eintritt. Um die an beiden Polen sich abscheidenden 
Producte an ihrer Wiedervereinigung zu hindern oder secundäre Pro- 
cesse hintanzuhalten, wendet man zuweilen eine Scheidewand, ein Dia 
phragma, an. Elektrolysiert man z. B. Kochsalz, so entsteht an der 
Kathode Natrium, das sich unter Wasserstoffentwicklung in der wässe 
rigen Lösung in Ätznatron umwandelt, während an der Anode Chlor 
entweicht. Ist kein Diaphragma vorhanden, so führt das Chlor das 
Ätznatron in Natriumhypochlorit, ebenfalls eine Bleichflüssigkeit 
(elektrische Bleiche) über. Unter gewissen Umständen wird Chlorat 
gebildet, das in der Sprengtechnik Verwendung findet. Will man ohne 
Diaphragma Ätznatron erzeugen, so wendet man als Kathode Queck 
silber an. In diesem löst sich das abgeschiedene Natrium zu Quecksilber 
amalgam auf und kann dann in einem separaten Gefäß zersetzt und Ätz 
natron erzeugt werden. Es ist selbstredend, dass auf dieselbe Weise 
aus dem Kaliumchlorid Ätzkali, respective Kaliumhypochlorit, even 
tuell Chlorat resultiert. 
Die jährliche Sodaproduction Deutschlands wird auf 250.000 
bis 300.000 Tonnen geschätzt, und es wurden 1894 40.000 Tonnen 
Leblanc-Soda und 210.000 Tonnen Ammoniaksoda erzeugt. 
Ferner produzierten: 
Leblanc-Soda Ammoniaksoda 
Tonnen 
England 340.000 
Frankreich 20.000 
Vereinigte Staaten v. Amerika 20.000 
Österreich 20.000 
Russland 10.000 
Belgien 6.000 
181.000 
150.000 
80.000 
75.000 
50.000 
30.000
	        
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