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mit Kohlensäure sättigt, gehen sie in Bicarbonate über. Es wird nun
eine gesättigte Kochsalzlösung mit einer bestimmten Menge Ammoniakgas
gesättigt und Kohlendioxyd eingeleitet, wodurch Ammonbicarbonat
entsteht, welches mit Kochsalz sich in Natriumbicarbonat und Salmiak
umsetzt. Die Kohlensäure wird theils durch Brennen von Kalkstein, theils
durch Erhitzen des Bicarbonats erhalten. Der Ätzkalk zersetzt den
Salmiak unter Entbindung von Ammoniakgas und Bildung von Calcium
chlorid, welches das einzige, allerdings bis nun wertlose Abfallproduct
dieser Industrie darstellt.
Die Elektrolyse, die nicht nur Alkalien, sondern, wie bereits
hervorgehoben, Chlor, Chlorkalk, Kalium und Natriumchlorat liefert,
gründet sich auf die Zersetzung des Chlorkaliums, respective Natriums
durch den elektrischen Strom. Dieses Verfahren ist insbesondere dort
lohnend, wo billige Wasserkräfte zur Verfügung stehen.
So entstanden zuerst derartige elektrische Anlagen 1890 zu Gries
heim, 1894 in Bitterfeld, weiters Ludwigshafen, Westerregeln undRhein-
felden, die sich mit der Fabrik in Griesheim als „Chemische Fabrik
Griesheim Elektron“ vereinigt haben. Man unterwirft nun entweder
Kalium oder Natriumchlorid der Einwirkung des elektrischen Stromes,
wobei Zersetzung eintritt. Um die an beiden Polen sich abscheidenden
Producte an ihrer Wiedervereinigung zu hindern oder secundäre Pro-
cesse hintanzuhalten, wendet man zuweilen eine Scheidewand, ein Dia
phragma, an. Elektrolysiert man z. B. Kochsalz, so entsteht an der
Kathode Natrium, das sich unter Wasserstoffentwicklung in der wässe
rigen Lösung in Ätznatron umwandelt, während an der Anode Chlor
entweicht. Ist kein Diaphragma vorhanden, so führt das Chlor das
Ätznatron in Natriumhypochlorit, ebenfalls eine Bleichflüssigkeit
(elektrische Bleiche) über. Unter gewissen Umständen wird Chlorat
gebildet, das in der Sprengtechnik Verwendung findet. Will man ohne
Diaphragma Ätznatron erzeugen, so wendet man als Kathode Queck
silber an. In diesem löst sich das abgeschiedene Natrium zu Quecksilber
amalgam auf und kann dann in einem separaten Gefäß zersetzt und Ätz
natron erzeugt werden. Es ist selbstredend, dass auf dieselbe Weise
aus dem Kaliumchlorid Ätzkali, respective Kaliumhypochlorit, even
tuell Chlorat resultiert.
Die jährliche Sodaproduction Deutschlands wird auf 250.000
bis 300.000 Tonnen geschätzt, und es wurden 1894 40.000 Tonnen
Leblanc-Soda und 210.000 Tonnen Ammoniaksoda erzeugt.
Ferner produzierten:
Leblanc-Soda Ammoniaksoda
Tonnen
England 340.000
Frankreich 20.000
Vereinigte Staaten v. Amerika 20.000
Österreich 20.000
Russland 10.000
Belgien 6.000
181.000
150.000
80.000
75.000
50.000
30.000