Große Mengen Ätzalkalien werden von Deutschland in der
Farbenindustrie verbraucht. Während Deutschland noch vor kurzem
den Bedarf durch Import decken musste, führte es jetzt schon Ätz
alkalien im Werte von 1 Million Mark aus. Die dabei gewonnene
Salzsäure kommt zum großen Theil der Farbenindustrie zugute.
Wie aus dem Kochsalz die Soda lässt sich aus dem Kaliumchlorid
nach dem Leblanc-Verfahren die Pottasche erzeugen. Die größten Mengen
derselben werden aber heute aus der Schlempekohle gewonnen, die man
sowohl bei der Entzuckerung der Melasse nach dem Strontiumverfahren,
als auch bei der Vergährung der Melassen aus der restirenden Schlempe
gewinnt. Sehr reine Pottasche wird aus dem Wollschweiß dargestellt.
Durch Auffindung der „Staßfurter Kalisalze“, die 1857 gelegent
lich der Bohrung auf Kochsalz entdeckt wurden, ist Deutschland das
Centrum der Kaliindustrie geworden. Diese enormen Lager von Kali
salzen, die oberhalb der Kochsalzschichte sich befinden und zuerst
mit dem Namen „Abraumsalze“ belegt wurden, haben in Deutschland
eine eigene Industrie, die Kaliindustrie, hervorgerufen, nachdem Rose
und Rammeisberg auf den großen Kaligehalt dieser Salze aufmerksam
machten. Es gibt eine große Reihe von Abraumsalzen, die verschiedene
mineralogische Namen führen. Etwa 75 Percent davon consumiert die
Landwirtschaft, während die anderen 25 Percent von der chemischen In
dustrie aufgebraucht werden. Die Bohrungen wurden dann weiter ausge
dehnt, so in Thüringen, Braunschweig, Mecklenburg, und haben die grosse
Ausdehnung dieses in der Welt einzig dastehenden Kalireichthums er
geben. Die vom Staate betriebenen Gruben haben sich, wie es modern ist,
mit den in Privatbesitz befindlichen zu einem Verkaufssyndicat vereinigt,
wodurch ein einheitlicher Preis der Producte erzielt, sowie eine Uber-
production, indem der Betrieb sich innerhalb gewisser Grenzen hält,
hintangehalten wurde. Dieses Kalisyndicat setzt ihre Producte in der
ganzen Welt ab. Während aber das Ausland die größte Menge Chlor
kalium der Landwirtschaft zuführt, wird in Deutschland dasselbe
zumeist industriellen Zwecken zugewendet. So z. B. verbrauchte — wie
dem Katalog zu entnehmen ist — Deutschland von dem vom Kali
syndicat abgesetzten Chlorkalium 80percentig (70.877 Tonnen) 1898
30.122 'Tonnen zur Herstellung von Pottasche und Ätzkali, 14.334
Tonnen auf Conversionssalpeter, 1206 Tonnen auf Kaliumbichromat,
763 Tonnen auf Kaliumchlorat und 4471 Tonnen auf andere indu
strielle Producte, während nur 1528 Tonnen der Landwirtschaft zugeführt
wurden. Dagegen kamen von den dem Auslande zugeführten 107.107
Tonnen Chlorkalium 63.667 Tonnen, d. i. mehr als 7 / g , in der Land
wirtschaft zur Verwendung.
Die Mengen der vom Verkaufssyndicat im Jahre 1898 erzeugten
und in Handel gebrachten Producte ergibt die nachstehende Tabelle:
Tonnen
An Chlorkalium (SOpercentig) wurden erzeugt 177.983
„ Kaliumsulfat (90percentig) 17.781