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entsprechend aufzuschließen, wozu Schwefelsäure nothwendig ist, und
zwar Kammersäure, die sich die Düngefabriken zumeist selbst erzeugen.
Die Phosphate sind entweder Mineralphosphate, die in Florida, in
Tunis, Spanien, Norwegen etc. in größeren Mengen Vorkommen und
von denen auf der Ausstellung immense Mengen aufgestapelt waren,
oder Guanophosphate, die mineralisierten Vogelexcremente, die die
Inseln an der Westküste Mittelasiens liefern, oder Knochenasche, die
zumeist aus den Fleischextractfabriken Südamerikas stammt u. m. a.
Dies sind unlösliche Tricalciumphosphate. Durch Behandeln mit
Schwefelsäure gehen sie in lösliche Monocalciumphosphate und Gips
über, und dieses Gemenge bezeichnet man mit dem Namen Super
phosphat.
Gewisse Phosphorite kann man nun auch statt mit Schwefelsäure
mit Phosphorsäure aufschließen, wodurch man ein an Phosphorsäure
viel reicheres Düngematerial erhält, das im Handel Doppelsuperphos
phat genannt wird.
Behandelt man Knochen mit verdünnter Salzsäure, so löst sich
die mineralische Substanz auf, während die organische in Form des
Knochenknorpels zurückbleibt und zur Leimfabrication verwendet wird.
Aus der Lösung kann durch Neutralisation mit Kalkmilch Di-
calciumphosphat als „präcipitiertes Knochenmehl“ oder „Kalkpräcipitat“
abgeschieden und als Dünger oder Futtermittel benützt werden.
Auch die Thomasschlacke, welche als Nebenproduct bei der
Herstellung von Flusseisen nach dem Thomas-Gilchrist-Verfahren ge
wonnen wird, ist phosphorsaurer Kalk aus dem Phosphor des Roh
eisens gebildet und wird, fein gepulvert, heute viel in der Landwirt
schaft, insbesondere für Wiesen und saure Moorgründe als Düngemittel
gebraucht.
Ebenso andere organische Abfallproducte, wie Fleischguano aus
den Cadavern gefallener Thiere, F'ischguano aus den Abfällen der
Fischereien und Fäkalguano, aus den menschlichen Abfallstoffen erzeugt,
sind für gewisse Gegenden von Wichtigkeit und stehen oft in Ver
bindung mit der Unschädlichmachung derartiger Abfallstoffe in großen
Städten. Es werden durch Mischung von Superphosphaten mit Kali
oder Stickstoffdünger auch gemischte Dünger erzeugt, wie sie eben
manche Böden erfordern, und diese Dünger werden auch viel in
überseeische Gegenden exportiert, die wichtige Kulturpflanzen wie
Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr producieren. Die Veredlung der
Zuckerrübe gab insbesondere den Anstoß zu einer intensiven
Landwirtschaft, wie man sie heute in Deutschland vorfindet.
Das „Brachliegenlassen des Ackerbodens“, welches dem Boden frische,
lösliche Nährstoffe während der Zeit der Ruhe beschaffen sollte, ist
jetzt unnöthig, und der Ertrag der Felder ist auf die größtmögliche
Höhe getrieben worden.
Das Deutsche Reich allein verbraucht jährlich Düngematerialien
im Werte von über 100 Millionen Mark, die fast ganz von der
eigenen Industrie beschafft werden, und zwar benöthigt es: