Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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Die Verflüssigung erfolgt durch hohen Druck bei niederer Tem 
peratur. Dabei ist wohl zu beachten, dass die Gase sich oberhalb 
einer bestimmten Temperatur, die bei manchen Gasen sehr tief liegt, 
überhaupt nicht verdichten lassen, auch wenn ein noch so starker 
Druck angewendet wird. So z. B. kann man das Kohlendioxyd ober 
halb -4- 31° C. noch so zusammenpressen, man ist nicht imstande, 
es zu verflüssigen. Diese Temperaturgrenze, oberhalb welcher eine Ver 
flüssigung nicht mehr möglich ist, bezeichneten die Physiker als kritische 
Temperatur und den dabei ausgeübten Druck als kritischen Druck. 
Dieser ist bei dem Kohlendioxyd 73 Atmosphären. Gase, die leicht 
zu verflüssigen sind, haben eine hohe kritische 1 emperatur, man 
braucht sie nur stark abzukühlen und dann genügt ein geringer Druck, 
um sie flüssig zu machen. Die kritische Temperatur des Sauerstoffes 
liegt bei — 119°, die des Wasserstoffes erst bei — 235°, daher das 
lange und vergebliche Bemühen, diese Gase zu verflüssigen. Dabei 
muss noch in Betracht gezogen werden, dass durch den starken Druck 
die Temperatur sich bedeutend erhöht, ein Factor, der der Verflüssi 
gung entgegenwirkt. Während das Kohlendioxyd bei -p 30 ' einen Druck 
von"73 Atmosphären braucht, um verflüssigt zu werden, ist bei — 10° 
nur mehr ein Druck von 27, bei —- 30" nur mehr ein solcher von 
18 Atmosphären erforderlich, um das Gas im flüssigen Zustande zu 
erhalten. 
Um nun eine starke Abkühlung zu bewirken, umgibt man die. 
Wandungen des Gasrohres mit stark abkühlenden Substanzen, z. B 
schon verflüssigten Gasen. Oft macht man von dem Umstand Gebrauch, 
dass durch plötzliches Ausdehnenlassen stark comprimicrter Gase eine 
starke Abkühlung erzielt wird, da zur Verdampfung Wärme nöthig 
war, welche dem zu verflüssigenden Gase entzogen wurde. Dadurch 
wird ein Verflüssigen oft schon bei Atmosphärendruck ermöglicht. 
In besonders sinnreicher Art ist dieses Princip bei der Maschine, die 
zur Verflüssigung der Luft dient, von Linde angewendet worden. Der 
Apparat besteht im Wesen aus einem spiralig aufgewundenen Doppel 
rohr von 6 cm, respective 3 cm lichter Weite, das gegen Ii.rwärmung 
von außen sorgfältig geschützt ist. Durch eine Pumpe mit genau regu 
lierbarem Ventil wird die Luft so zusamrnengepresst, dass im inneren 
Rohr ein Druck von 200 Atmosphären, im äußeren nur mehr ein 
solcher von 20 Atmosphären herrscht. Die auf 200 Atmosphären zu- 
sammengepresstc Luft, die sehr warm ist, geht durch einen Kühler, 
wird da auf gewöhnliche Temperatur abgekühlt. Der Druck wird durch 
ein Reducierventil soweit aufgehoben, dass er im äußeren Rohi nur 
mehr 20 Atmosphären beträgt. Nachdem die Luft sich dabei abkühlt, 
so kann sie nur, da sie von außen keine Wärme aufzunehmen ver 
mag, Wärme aus dem inneren Rohr absorbieren. Die Luft wird 
also stark gekühlt, und damit das möglichst vollständig erreicht wird, 
ist das in der Technik so vielfach verwandte Gegenstromprincip zur 
Anwendung gebracht, indem die beiden Luftströme von 200 und 
20 Atmosphären Druck in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbei
	        
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