21
Dasselbe beruht im Principe darauf, Luft über erwärmtes Bariumoxyd
zu leiten, wodurch dieses in Superoxyd übergeht. Beim Flrhitzen
zersetzt es sich in Sauerstoff und Bariumoxyd. Wasserstoff wird elektro
lytisch aus dem Wasser gewonnen. Stickstoff dient zumeist in chemi
schen und physikalischen Laboratorien, dann zur Herstellung von
Thermometern mit Stickstoffüllung, die weit über den Siedepunkt des
Quecksilbers benützt werden können.
Der Sauerstoff dient den chemischen Laboratorien, Platinschmelzen,
Bleilöthern, ferner für die Herstellung von Kalk- und Zirkonlicht für
Projectionsapparate, Signale und auch viel zu medicinischen Zwecken.
Die Gase kommen in schmiedeisernen Cylindern, sogenannten
Bomben von verschiedener Größe in den Handel. Sie sind auf einen
Druck von 250 Atmosphären geprüft und muss diese Prüfung von
Zeit zu Zeit (so viel mir erinnerlich alle drei Jahre) wiederholt werden.
Ein in Rothguss eingelassenes Schraubenventil erlaubt die Entnahme
des Gases. Für den Transport ist über dem Handrade des Ventils
noch eine eiserne Kappe angebracht, welche an den oberen Theil der
Bombe angeschraubt werden kann. Reducierventile gestatten, das Aus
strömen unter einem beliebig kleinen Druck vornehmen zu können,
wodurch Verluste vermieden werden.
Um nun zu verhüten, dass dort, wo Sauerstoff und Wasserstoff
gleichzeitig verwendet werden, immuner Vorkommen oder Knallgas
bildung möglich ist, sind alle Sauerstoffbomben mit Rechts-, alle Wasser
stofflaschen mit Linksgewinden versehen, was sich sehr bewährt hat.
Mit Hilfe der verflüssigten Gase ist die Erzeugung tiefer Tempera
turen eine einfache Sache.
Mittelst flüssigen Schwefeldioxydes bis — 10° C.
„ „ Ammoniaks 84° ,,
„ „ Kohlendioxydes — 80° „
„ ,, Sauerstoffs —• lb2° „
,, flüssiger atmosphärischer Luft .... — 191° „
und mittelst Wasserstoffs — 234° „
Durch Anwendung von Vacuum und rasches Entfernen der sich
bildenden Dämpfe lässt sich diese Erniedrigung noch steigern, z. B.
heim Wasserstoff auf ungefähr — 260°, die niederste Temperatur, die man
bis heute hersteilen kann. Es erregt nun das lebhafteste Interesse und
namentlich der Physiker, mit der Temperatur noch etwas tiefer herab
gehen zu können, um eventuell bis zum absoluten Nullpunkt zu kommen.
Wenn man nämlich eine Gasmasse so weit erhitzt, bis sie genau das
doppelte Volumen einnimmt, so steigt die Temperatur des Gases von 0° auf
+273°, denn nach dem Gesetze von Gay Lussäe dehnen sich alle Gase und
Dämpfe beim Erhitzen um 1° um ihres Volumens aus. Bei —273°
würden also die Gase auf die Gefäßwand keinen Druck mehr ausüben.
Druck ist entstanden durch Bewegung der kleinsten Theilchen. Es müsste
also bei dieser Temperatur die Bewegung der kleinsten Gastheilchen == -- 0
sein. Man bezeichnet daher — 273° als den absoluten Nullpunkt und