Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

die von diesem Nullpunkt an gezählte Temperatur als die absolute 
Temperatur. Noch ungefähr — 13° und die absolute Temperatur ist 
erreicht. Wer hätte dies vor einem Jahrzehnt geahnt, (.lass man der 
absoluten Temperatur so nahe kommen wird! Wird es erreicht werden, 
die Gase bei der Temperatur beobachten zu können? Werden sich die 
abgeleiteten Gesetze als richtig erweisen? Eine Anzahl Fragen sind 
es, die dem Theoretiker durch den Kopf schwirren. Doch zum Spinti 
sieren ist heute nicht die Zeit und hier nicht der geeignete Ort. 
Handelt es sich doch hier gerade darum, die großen Fortschritte, die 
die Chemie auf fast allen Gebieten der Technik errungen, hervorzu 
heben, anlässlich der Producte und der verschiedenen Anwendungs 
weisen derselben, wie sie in so wunderbarer Weise auf der genannten 
Ausstellung zu sehen waren. Nachdem von der Erzeugung tiefer 
Temperaturen gesprochen wurde, möge hier der chemischen Errungen 
schaft gedacht werden, die dazu führte, hohe Temperaturen ohne 
Mithilfe des elektrischen Stromes, sondern durch bloße Reactionswärme 
hervorzurufen; es ist dies das Goldschmidt'sche Verfahren zur Erzeugung 
hoher Temperaturen mit Hilfe des Aluminiums. Eine Reihe von Pro- 
ducten, Metalle, Metallegierungen, ferner geschweißte Rohre, die aus 
gestellt waren, geben ein Bild von der vielfachen Anwendung dieser 
neuen Verwendungsweise des Aluminiums. Schon lange war es be 
kannt, dass dem Aluminium eine große Reductionsfähigkeit zukommt, 
und dass bei derselben hohe Temperaturen entstehen. Die meisten 
Forscher arbeiteten nur mit geringen Mengen, und indem sie das 
Gemisch von Oxyd und Aluminium durch. Zuführung von Wärme von 
außen auf die Rcactionstemperatur brachten, erfolgte infolge der 
energischen Einwirkung zumeist eine mehr oder minder heftige Ex 
plosion, die, da die Gefäße einer Erwärmung von außen und der hohen 
Temperatur im Innern nicht stand hielten, auch immer mit der Zer 
trümmerung derselben endete. Es ist das große Verdienst von Hans 
Goldschmidt, den Process derart umgestaltet zu haben, dass er technisch 
verwertbar wurde, und die Erzeugung hoher Temperaturen mit Hilfe 
von Aluminium, als Aluminothermie bezeichnet, wird heute von der 
„Chemischen Thermo-Industrie“ in Essen a. d. Ruhr technisch in mannig 
facher Form ausgebeutet. Das Princip des Verfahrens ist außerordent 
lich einfach. Metalloxyde (Eisenoxyd, Manganoxyd, Chromoxyd etc.) 
mit Aluminium zur Einwirkung gebracht, liefert Metalle (Eisen, Mangan, 
Chrom etc.) und Aluminiumoxyd. Infolge der dabei entstehenden hohen 
Temperatur schmilzt das Aluminiumoxyd und bildet eine Schlacke 
(Korund), die, als Schleifmittel verwendet, besser ist als der in der 
Natur vorkommende Korund, der immer etwas Wasser enthält. Der 
künstliche Korund lässt sich als Schleif- und Poliermit tel und als feuerfestes 
Material vielfach verwerten. Um die Reaction einzuleiten, bedient sich Gold 
schmidt der Zündkirsche und des Entzündungsgemisches, dem Zündhölzchen 
und dem Holze vergleichbar, die die Kohle zur Entflammung bringen, 
um, wenn der Process einmal eingeleitet ist, durch Zuführen neuer 
Reactionsmassen, in dem vergleichenden Bilde neuer Kohle, in Wirk-
	        
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