24
Ganz besonders geeignet ist das Goldschmidt’sche Verfahren zur
Erhitzung von Metallen an bestimmten Stellen.
Da dieses Verfahren gegenüber den gewöhnlichen den großen
V ortheil hat, dass sich ganz kleine Stellen eines Apparates oder Gusstückes
in kürzester Zeit erhitzen lassen, ohne dass die benachbarten in Mit
leidenschaft gezogen werden. Man hat nur nöthig, die durch die Re-
duction des betreffenden Metalles entstehende Temperatur durch Bei
mengung irgend eines indifferenten Oxydes, z. B. Eisenoxyd, Magnesia,
Eulk, Sand etc., soweit zu mäßigen, dass die betreffende Stelle wohl weiß
glühend wird, aber nicht schmilzt. Die so erhaltene Mischung kommt
als Erwärmungsmasse in den Handel. Nach der Einwirkung sintert die
Masse zusammen, den Körper, der erhitzt werden soll, umgebend, ohne
aber denselben zu schmelzen. Dabei ist es selbstredend nicht noth-
wendig, reines Aluminium anzuwenden, sondern es kann Rohaluminium
verwendet werden, da es sich ja nur um die Ausnützung der Wärme
und nicht um die des entstehenden Metalles handelt. Dieses Verfahren
hat sich besonders brauchbar erwiesen, um Erwärmungen und Form
veränderungen an Arbeitsstücken, die bereits montirt sind, vorzunehmen,
ohne dieselben zu demontieren. Auch zum Härten und Enthärten ganz
kleiner Stellen ist dies Verfahren brauchbar. Ebenso lassen sich fehler
hafte Güsse verschweißen, und es kann die hohe Temperatur benützt
werden zum Verschweißen von Schienen statt der Verlaschung, be
sonders für Straßenbahnen mit elektrischem Betrieb, zur Verschweißung
von Rohren an Stelle von Muffen oder Flanschenverbindungen. Die
Handhabung ist sehr einfach und die betreffende Arbeit, z. B. das
Verschweißen der Schienen kann auf der Strecke erfolgen und ist in
Amerika vielfach in Gebrauch und dürfte sich gewiss" bald auch in
Europa Eingang verschaffen. Nicht besser könnte die technische Ver
wertung dieses Verfahrens illustriert werden als durch die geistreiche
Bemerkung Ostwalds,*) der auf der im April 1898 in Leipzig abge
haltenen V. Hauptversammlung der Elektrotechniker das Goldschmidt’sche
Verfahren ein Schmiedefeuer und einen Hochofen in Westentasche
genannt hat.
Ganz kurz sei hier das Princip angegeben, wie man solche hohe,
an 3000° C. reichende Temperaturen misst. Man kann sich dazu des
lermophons von Wyborgh bedienen, bestehend aus kleinen Thon-
cylindem, die in ihrem Innern hohl sind und Knallquecksilber ent
halten. Nach der Raschheit der erfolgten Explosion wird aus einer
1 abeile die den Zeiten entsprechende Temperatur entnommen.
Von der hülle der in den weiteren Gruppen vorhandenen Aus
stellungsgegenständen seien nun noch diejenigen erwähnt, die ein be
sonderes Interesse beanspruchen, sei es dadurch, dass sie eine neue
Industrie ins Leben gerufen haben, sei es, dass sie ob ihres seltenen
V orkommens oder ihrer wichtigen Anwendung allgemeines Interesse
erregten. Eine sehr interessante und wertvolle Sammlung war die der
ausgestellten Alkaloide. Mit der Reindarstellung der in gewissen
*) Zeitschrift für Elektrochemie i, S. 498.