Full text: Jahrbuch der Export-Akademie des K. K. Österreichischen Handels-Museums (3)

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Ganz besonders geeignet ist das Goldschmidt’sche Verfahren zur 
Erhitzung von Metallen an bestimmten Stellen. 
Da dieses Verfahren gegenüber den gewöhnlichen den großen 
V ortheil hat, dass sich ganz kleine Stellen eines Apparates oder Gusstückes 
in kürzester Zeit erhitzen lassen, ohne dass die benachbarten in Mit 
leidenschaft gezogen werden. Man hat nur nöthig, die durch die Re- 
duction des betreffenden Metalles entstehende Temperatur durch Bei 
mengung irgend eines indifferenten Oxydes, z. B. Eisenoxyd, Magnesia, 
Eulk, Sand etc., soweit zu mäßigen, dass die betreffende Stelle wohl weiß 
glühend wird, aber nicht schmilzt. Die so erhaltene Mischung kommt 
als Erwärmungsmasse in den Handel. Nach der Einwirkung sintert die 
Masse zusammen, den Körper, der erhitzt werden soll, umgebend, ohne 
aber denselben zu schmelzen. Dabei ist es selbstredend nicht noth- 
wendig, reines Aluminium anzuwenden, sondern es kann Rohaluminium 
verwendet werden, da es sich ja nur um die Ausnützung der Wärme 
und nicht um die des entstehenden Metalles handelt. Dieses Verfahren 
hat sich besonders brauchbar erwiesen, um Erwärmungen und Form 
veränderungen an Arbeitsstücken, die bereits montirt sind, vorzunehmen, 
ohne dieselben zu demontieren. Auch zum Härten und Enthärten ganz 
kleiner Stellen ist dies Verfahren brauchbar. Ebenso lassen sich fehler 
hafte Güsse verschweißen, und es kann die hohe Temperatur benützt 
werden zum Verschweißen von Schienen statt der Verlaschung, be 
sonders für Straßenbahnen mit elektrischem Betrieb, zur Verschweißung 
von Rohren an Stelle von Muffen oder Flanschenverbindungen. Die 
Handhabung ist sehr einfach und die betreffende Arbeit, z. B. das 
Verschweißen der Schienen kann auf der Strecke erfolgen und ist in 
Amerika vielfach in Gebrauch und dürfte sich gewiss" bald auch in 
Europa Eingang verschaffen. Nicht besser könnte die technische Ver 
wertung dieses Verfahrens illustriert werden als durch die geistreiche 
Bemerkung Ostwalds,*) der auf der im April 1898 in Leipzig abge 
haltenen V. Hauptversammlung der Elektrotechniker das Goldschmidt’sche 
Verfahren ein Schmiedefeuer und einen Hochofen in Westentasche 
genannt hat. 
Ganz kurz sei hier das Princip angegeben, wie man solche hohe, 
an 3000° C. reichende Temperaturen misst. Man kann sich dazu des 
lermophons von Wyborgh bedienen, bestehend aus kleinen Thon- 
cylindem, die in ihrem Innern hohl sind und Knallquecksilber ent 
halten. Nach der Raschheit der erfolgten Explosion wird aus einer 
1 abeile die den Zeiten entsprechende Temperatur entnommen. 
Von der hülle der in den weiteren Gruppen vorhandenen Aus 
stellungsgegenständen seien nun noch diejenigen erwähnt, die ein be 
sonderes Interesse beanspruchen, sei es dadurch, dass sie eine neue 
Industrie ins Leben gerufen haben, sei es, dass sie ob ihres seltenen 
V orkommens oder ihrer wichtigen Anwendung allgemeines Interesse 
erregten. Eine sehr interessante und wertvolle Sammlung war die der 
ausgestellten Alkaloide. Mit der Reindarstellung der in gewissen 
*) Zeitschrift für Elektrochemie i, S. 498.
	        
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