theils dem Thierreich (Casein oder Fleischmehl), theils dem Pflanzen
reich entstammen (Legumin), welche in mehr oder weniger leicht resorbier
barer Form einen wichtigen Nährstoff dem Organismus zuführen sollen.
Ob der gewünschte Erfolg auch immer eingetreten, darüber hat die
medicinische Wissenschaft zu entscheiden. Trotz der auch auf diesem
Gebiete erlangten Erfolge kann jedoch gesagt werden, dass auch heute
noch die chemische Wissenschaft weit davon entfernt ist, die mensch
lichen Nahrungsmittel in concentrierter Form dem Körper einzuver
leiben, so dass man sich, „des langen Tafelns satt“, wie es manche
schon erhofften, mit genau dosierten, in Form von Pillen und Tabletten
hergestellten Nährpräparaten begnügen wird können. Allenfalls ist es
nicht unmöglich, ja sehr leicht einzusehen, dass einmal die Zeit kommen
wird, die von Victor Meyer in einer seiner geistreichen Vorlesungen
„als das goldene Zeitalter der Chemie“ bezeichnet wurde, wo der
künstlichen Herstellung von Nährstoffen ein weiterer Spielraum zufallen
wird, als heute. Gehört doch die in der Natur so weit verbreitete Cellulose,
die in Form von Holz und der verschiedenen Fasern so vielfach
angewendet wird, als Kohlenhydrat zu einer Gruppe, in der sich die
wichtigsten Nährstoffe finden. Gelingt es einmal, die Cellulose in eine
leicht resorbierbare, der Stärke ähnliche Form zu bringen, dann ist das
Problem gelöst. Doch vor das Gelingen setzten den Schweiß die un
sterblichen Götter!
Einen großen Raum nimmt die Industrie ein, die sich mit der
Herstellung der Präparate für den photographischen Gebrauch be
schäftigen. Zur Erzeugung der Trockenplatten selbst, die ein Massen
erzeugnis geworden, mit deren Herstellung sich viele Fabriken
beschäftigen, ist Gelatine in besonderer Reinheit erforderlich. Sie
wird hauptsächlich aus frischen Abfällen bei der Kalbledererzeugung,
vornehmlich aus den Kalbsköpfen gewonnen. Während die Einfuhr
derselben im Jahre 1898 94 Tonnen betrug ä 2)100 Mark, wurden
711 Tonnen ä 2500 Mark, also im Gesammtwerte von 1,778.000 Mark
ausgeführt. Daraus ist zu entnehmen, wie viele Fabriken Deutschland
mit diesem Rohmateriale versorgt. Mit der Anwendung der Trocken
platten wurden dann die verschiedenen Entwickler organischer Natur
in den Handel gebracht, deren chemischer Name für das große Publi
cum zu lang und schwerfällig klingen würde, so dass man es vorzog,
einfachere Trivialbezeichnungen ihnen beizulegen, wie Eikonogen, Diogen,
Rodinal, Amidol, Ortol, Metol, Glycin etc., selten dass die chemische
Bezeichnung, wie z. B. Hydrochinon, beibehalten wurde. Viele Präparate,
deren die Photographie bedarf, werden heute in großen Mengen und
oft in großer Reinheit hergestellt, wie Cyankalian, Ammonrhodanat,
Kaliumbromid, Citronensäure, Formalin, Collodium, rothes und gelbes
Blutlaugensalz, insbesondere die Salze der Edelmetalle, wie Silbernitrat,
Goldchlorid, sowie Kaliumplatinochlorid, welches zur Herstellung der
Platinotypen dient u. v. a.
.Erwähnenswert sind auch die oft prachtvoll fluoresciercnden
Doppelsalze des Platins, die insbesondere zur Herstellung der Leucht-