schirme für die Röntgentstrahlen dienen, von denen gleichfalls er
hebliche Mengen in der betreffenden Abtheilung zu finden waren. Viele
Präparate, die vor noch nicht so langer Zeit zu den größten Schätzen
chemischer Laboratorien gehörten, werden heute im großen dargestellt.
So war das Gasglühlicht Veranlassung zur Herstellung von Thor- und
Cerpräparaten, die hauptsächlich • aus dem Monazitsand, der in großen
Mengen in Brasilien und Nord-Carolina sich vorfindet, dargestellt
werden.
Ein breiter Raum in der Ausstellung der deutschen chemischen
Industrie war den Farbstoffen gewidmet. Von den Pigmentfarben ver
braucht die Druckerei die größte Menge, was bei der gewaltigen Ent
wicklung, die der Buchdruck und das Zeitungswesen überall und insbe
sondere" in Deutschland genommen haben, sofort klar ist. Diese
schwarzen Farbstoffe werden theils in der Rußfabrication zum großen
Theil aus den Abfällen der Theerdestillerie; bereitet, theils durch Erhitzung
vieler organischer Stoffe, wie z. B. Weinhefen oder Knochenabfälle etc.
bei gehemmtem Luftzutritt erhalten. Eine Reihe weißer Pigmentfarben,
wie Vleiweiß, Permanentweiß, Zinkweiß, Lithopone, liefern Anstrich
farben von theils sehr guter Deckkraft, theils Unveränderlichkeit in
Schwefelwasserstoff haltiger Luft, oder von großer Billigkeit. Groß ist
die Zahl der durch Alaun oder durch andere Metallsalze erhaltenen
Lackfarben, die als Pigment, als Maler-, Drucker- und Anstrichfarben
dienen. Eine große Bedeutung haben die sogenannten Dieifarbendiuck-
farben, das sind rothe, gelbe und blaue Farben, die ein bestimmtes
Intervall des Spectrums einnehmen und so zusammengestimmt sind,
dass sie sich ergänzen, so dass sie zum photographischen Dreifarben
druck Verwendung finden.
Spricht man in Deutschland von Farbstoffen, so wird man zu
erst an die künstlichen organischen Farbstoffe denken, die man ge
meinhin als Theerfarben zu bezeichnen pflegt.
Diese Industrie, ursprünglich in England und Frankreich zu
Flause, wurde in Deutschland so entwickelt, dass sie heute als eine
specifisch deutsche bezeichnet werden kann. Drei Viertel des ganzen
Consums, der auf 120 Millionen Mark veranschlagt wird, wird von
Deutschland geliefert.
England verschickt seinen Rohtheer nach Deutschland, um die
daraus gewonnenen Farbstoffe wieder zu importiren. Pempora
mutantur!
Der Steinkohlentheer, vor nicht gar langer Zeit ein Ballast, mit
dem die Fabriken nichts anzufangen wussten, ist heute das geschätz
teste Rohmaterial der ganzen chemischen Industrie geworden.. Von
der vielseitigen Verwendung dieses Produktes der trockenen Destillation
der Steinkohlen kann man sich nur schwer einen Begriff machen. So
wohl im rohen als auch im verarbeiteten Zustande ist er vielfach an
gewendet. Wer würde es dem schmutzigbraunen, übelriechenden Pro-
ducte ansehen, dass man daraus Farbstoffe gewinnt, die in allen
Nuancen des Regenbogens erglänzen, die allerdings mitunter auch so